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foto: dpa/Carsten Rehder
Wien - Die Arbeitslosigkeit steigt, die Lebensbedingungen für sozial deklassierte Familien würden härter, erläutert die Wiener Kinder- und Jugendanwältin Monika Pinterits. Die betroffenen Jugendlichen reagierten auf den Druck mit einer "merkbaren Tendenz" zu Gruppenbildung - gewaltbereites Verhalten untereinander und gegen Sachen inklusive.

Sehr Junge Kids

Die steigende Zahl von Sachbeschädigungen durch oftmals betrunkene Jugendgangs in der City war (wie in Teilen des Wochenend-STANDARD berichtet) Anlass einer Sicherheitsenquete in Wiener Neustadt - aber auch Linz und Salzburg kennen das Problem. Manche der Gang-Kids "aus österreichischen und eingewanderten Familien" seien "sehr jung", oft erst zwölf oder 13 Jahre alt, schilderte dort Anna Lesnik vom Wiener Neustädter Verein Jugend & Kultur.

"Restschule" Hauptschule

Pinterits teilt diese Beobachtung. Gefährdet seien zum Beispiel "Kinder aus Städten, die dort in die ,Restschule' Hauptschule gehen", die "an den gesellschaftlichen Ressourcen nicht teilhaben können" und sich daher "in der Peer-Gruppe Zuspruch und Identität suchen". Um zunehmende Gang-Bildungen zu stoppen, sei deshalb "die Schulpolitik" gefordert. Sowie mobile Jugendarbeit, der Pinterits zumindest in Wien ein "gutes" Zeugnis ausstellt.

Keinerlei Sinn mache es hingegen, die Strafmündigkeit von derzeit 14 auf 13 Jahre zu senken - so wie es der freiheitliche Klubobmann Herbert Scheibner (BZÖ) vor Kurzem vorgeschlagen und es am Sonntag Freiheitlichen-Justizsprecherin Helene Partik-Pablé bekräftigt hat. Abschreckend, so Pinterits, würde das nicht wirken: "Im Ehrenkodex der Gruppen stehen Konfrontationen mit der Polizei weit oben. Den Kids gibt das das Gefühl, endlich ernst genommen zu werden."

"Keine Kinder ins Gefängnis", fordert sie daher - im Gleichklang mit dem Kinder-und Jugendpsychiater und Gerichtsgutachter Max Friedrich. Und auch aus dem Büro von Justizministerin Karin Gastinger kam am Sonntag Ablehnung: Die Justizanstalten dürften nicht "zum Flaschenhals für verfehlte Integrations- oder Jugendpolitik" werden, sagte Gastinger-Sprecher Christoph Pöchinger zum STANDARD. (Irene Brickner, DER STANDARD Printausgabe, 23.01.2006)