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Bryant mit Töchterchen Natalia.

Foto: Reuters/Pizello

Los Angeles – In der Vergangenheit war NBA-Superstar Kobe Bryant immer wieder mit Michael Jordan verglichen worden, am Sonntag drang er in die Sphären von Basketball-Legende Wilt Chamberlain vor. Bryant erzielte beim 122:104-Heimsieg seiner Los Angeles Lakers gegen die Toronto Raptors 81 Punkte – die zweitbeste Marke der NBA-Geschichte. Lediglich die 100 Punkte, die Chamberlain 1962 gegen die New York Knicks erzielt hatte, stehen noch darüber.

"Von so etwas habe ich nicht einmal träumen können. Ich habe jetzt vier Tage ohne Spiel, die werde ich auch brauchen, um das zu verdauen", sagte der Liga-Topscorer (34,8 Punkte pro Spiel), nachdem er die historische Marke mit 55 Punkten nach der Pause besiegelt hatte, ungläubig. Bryant übertraf seine eigene Bestmarke, die er erst im Dezember auf 62 Punkte geschraubt hatte, gleich um 19 Zähler. Zuletzt hatte David Robinson 1994 in einem NBA-Spiel mehr als 70 Punkte erzielt.

Nicht mal Michael Jordan

Bereits fünf Minuten vor Spielende trat der 27-jährige Guard als fünfter NBA-Spieler aller Zeiten dem 70-Punkte-Klub bei – einer exklusiven Gruppe, in die es Jordan nie geschafft hat. Die Bestmarke des ehemaligen Chicago-Superstars, der mit 1,98 Metern die selbe Körpergröße wie Bryant aufweist, liegt seit 1990 bei 69 Zählern. "Es gibt viele großartige Spieler, denen das nie gelungen ist", erinnerte Bryant, der seine sieben abschließenden Punkte allesamt aus Freiwürfen lukrierte.

Toronto hatte angeführt von Mike James (26 Punkte) im dritten Viertel bereits bis zu 18 Zähler Vorsprung, doch gegen Bryants Show in der zweiten Hälfte war auch der ehemalige St. Pölten-Spieler machtlos. Mit 55 Punkten nach Seitenwechsel verfehlte der Lakers-Star Chamberlains Rekord lediglich um vier Zähler. Der Sohn von Ex-NBA-Spieler Joe "Jellybean" Bryant verwertete insgesamt 28 seiner 46 Würfe aus dem Feld, dazu 18 von 20 Freiwürfen.

Am Fußballer vorbeigeschrammt

Auf Grund des späteren Engagements seines Vaters in Italien hatte Kobe Bryant drei Jahre seiner Jugend in Italien verbracht, sogar mit einer Fußball-Karriere spekuliert. Joe Bryant spielte von 1989 bis 1991 bei Reggio Emilia, dem aktuellen Klub des österreichischen Nationalspielers Benjamin Ortner. Bei der Rückkehr in die USA entschied sich Kobe für Basketball, um 1996 direkt von der Highschool als 18-Jähriger zu den Lakers zu wechseln.

Zehn Jahre später lastet noch immer der Makel auf Bryants Schultern, nie eine NBA-Meisterschaft ohne einen zweiten Superstar in seinen Reihen gewonnen zu haben. Bei den Titeln 2000, 2001 und 2002 war jeweils Lakers-Center Shaquille O'Neal als wertvollster Spieler ("MVP") ausgezeichnet worden. Seit 2004 spielt O'Neal für Miami Heat,

Bryant hat daher die Chance früher oder später tatsächlich in einem Atemzug mit Jordan genannt zu werden. Mangels starker Ergänzungsspieler liegen die Lakers aber trotz sieben Siegen in den vergangenen zehn Partien nur auf Platz sieben der Western Conference. Im vergangenen Jahr hatten die Kalifornier sogar erstmals seit mehr als zehn Jahren die Playoffs verpasst. (APA)

Die elf besten Einzelleistungen nach Punkten in der NBA-Geschichte:

100 – Wilt Chamberlain (Philadelphia Warriors) am 2. März 1962 gegen New York
81 – Kobe Bryant (L.A. Lakers) am 22. Jänner 2006 gegen Toronto
78 – Chamberlain am 8. Dezember 1961 gegen Los Angeles Lakers
73 - Chamberlain am 13. Jänner 1962 gegen Chicago – Chamberlain (San Francisco Warriors) 16.11.1962 gegen New York – David Thompson (Denver Nuggets) am 9. April 1978 gegen Detroit
72 – Chamberlain am 3. November 1962 gegen Los Angeles Lakers
71 – Elgin Baylor (L.A. Lakers) 15. November 1960 gegen New York – David Robinson (San Antonio Spurs) 24.4.1994 gegen L.A.Clippers
70 – Chamberlain am 10. März 1963 gegen Syracuse
69 - Michael Jordan (Chicago Bulls) 28. März 1990 gegen Cleveland