"Diario de Noticias" (Lissabon):
"Die Linke verlor das Präsidentenamt. Die Sozialistische Partei präsentierte sich mit zwei Kandidaten gespalten. Die Wähler erteilten dem von Ministerpräsident Socrates nominierten Bewerber (Ex-Präsident) Mário Soares eine Abfuhr. Was nun, Herr Socrates? Portugal steht vor einer neuen Kohabitation. Auf die Regierung kommen schwere Zeiten zu. Socrates verlor nach den Kommunalwahlen im Oktober 2005 die zweiten Wahlen. Besonders grausam war der Wahlausgang für Soares. Der Alt-Präsident bewies einen unbändigen Kampfeswillen, aber er musste einsehen, dass seine Zeit vorbei ist..."
"Corriere della Sera" (Mailand):
"Die Wähler betrachten Cavaco Silva als 'Retter des Vaterlandes', der ein Klima des Vertrauens in ein Land bringen wird, in dem der Pessimismus herrscht. Die schwere Wirtschaftskrise hat in lediglich vier Jahren die Zahl der Arbeitslose verdoppelt. (...) Angesichts dieses Bildes haben die Wähler einen Wirtschaftsfachmann in das Präsidentenamt gewählt. Aber nach Ansicht von Experten handelt es sich bei dem Rechtsruck nicht um eine Protestwahl gegen die regierenden Sozialisten. Im Gegenteil, es handelt sich um eine Unterstützung für die Sozialisten nach dem Vorbild Tony Blairs. In der Tat hat Cavaco den Sozialistenchef Socrates zu keinem Zeitpunkt kritisiert. Die beiden Männer, wenn sie auch politisch gegensätzlichen Lagern angehören, sind doch einer Meinung in der Diagnose der ökonomischen Übel und ihrer Bekämpfung."
"La Repubblica" (Rom):
"Zum ersten Mal seit der Nelkenrevolution, die 1974 der Diktatur ein Ende gesetzt hat, gewinnt ein Kandidat aus dem Mitte-Rechts-Lager die Präsidentenwahl. Portugal vertraut sich dem Wirtschaftsfachmann Anibal Cavaco Silva an, einem Gemäßigten, der bereits von 1986 bis 1995 Ministerpräsident war. (...) Auf dem neuen Präsidenten lasten Erwartungen von beinahe messianischem Ausmaß - und das in einem Land, das im Abstieg begriffen ist und verängstigt durch die wirtschaftliche Krise, aber fast mehr noch durch den Verdacht, dass es sich um eine Krise des Systems handelt, also um eine nur schwer lösbare Krise. Aber das neue Staatsoberhaupt kann nicht sehr viel tun. Das politische System Portugals gibt ihm weniger Macht als sie etwa der französische Staatspräsident besitzt. Aber Cavaco kann sicherlich der sozialistischen Regierung das Leben schwer machen."
"FTD - Financial Times Deutschland":