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Foto: Reuters/Lewis
Washington/New York - Der Schimpanse ist einer neuen Erbgutanalyse zufolge enger mit dem Menschen verwandt als mit den anderen Menschenaffen. Das berichten US-Biologen in den "Proceedings" der amerikanischen Akademie der Wissenschaften ("PNAS"; DOI: 10.1073/pnas.0510716103) und untermauern damit eine bisher umstrittene Theorie.

Die Forscher um Soojin Yi vom Georgia Institute of Technology in Atlanta stellten außerdem fest, dass sich die Evolution des Menschen nur ein wenig langsamer vollzieht als die des Schimpansen - aber deutlich schleppender als die der Menschenaffen Gorilla und Orang-Utan.

Molekulare Uhren ticken unterschiedlich schnell

Die Biologen analysierten etwa 63 Millionen Basenpaare des Erbmoleküls DNA, um die unterschiedliche Entwicklung der Arten aufzuzeigen. Daraus ergab sich, dass die Evolution spezifisch menschlicher Merkmale wie etwa der Abstand zwischen zwei Generationen erst "in der jüngeren Vergangenheit" vor rund einer Million Jahren eintrat. Da eine lange Generationendauer eng mit der Entwicklung eines großen Gehirns verknüpft sei, lege das Studienergebnis nahe, dass sich auch andere spezifische Eigenschaften des Menschen erst vor vergleichsweise kurzer Zeit gebildet haben, betonen die Forscher.

Nach bisherigem Wissen sind Mensch und Schimpanse vor fünf bis sieben Millionen Jahren aus einem gemeinsamen Vorfahren hervorgegangen. Der Studie zufolge begann sich die molekulare Entwicklung in der Linie des Menschen allmählich zu verlangsamen. Gegenwärtig tickt die molekulare Uhr des Menschen nur drei Prozent langsamer als die des Schimpansen - aber elf Prozent langsamer als die der Gorillas. Dies bedeutet auch eine längere Generationendauer.

Gemeinsame Gattung?

"Eine lange Zeitspanne von einer Generation zur anderen ist ein wichtiger Unterscheidungspunkt zwischen dem Menschen und seinen evolutionär nächsten Verwandten", kommentiert einer der Studienautoren, Navin Elango. Yi folgert aus dem Ergebnis der Studie, dass Menschen und Schimpansen einer gemeinsamen Gattung zugeordnet werden sollten - und nicht zwei verschiedenen. "Wir haben nicht nur ein extrem ähnliches Erbgut, sondern auch fast gleiche Zeitspannen von einer Generation zur anderen." (APA/dpa)