Luise Ungerboeck

Wien - Im Festnetz tobt ein Preiskampf, wie ihn Österreich bis dato nicht erlebt hat. Kaum ein Tag vergeht, an dem nicht eine der rund 20 privaten Telefonfirmen eine Preissenkung bekannt gibt. Die Latte liegt tief wie nie zuvor, nämlich bei 29 Groschen pro nächtlicher Gesprächsminute in ganz Österreich. Aufgestellt hat diesen Niedrigpreisrekord Connect Austria (One 1069), die mit einem Gesamtpaket für Handy, Festnetz und Internet punkten will, bevor das vierte Handy-Netz tele:ring Ende Mai "on air" geht.

Aggressive Preispolitik

Der Preis dürfte noch länger die wichtigste Waffe im Kampf um den Kunden bleiben. Ein Kampf, der zwar die Kundenkartei vergrößert, aber mörderisch ins Geld geht, wie ein alternativer Netzbetreiber zum STANDARD sagt. "Mit einer derart aggressiven Preispolitik lukriert man zwar kurzfristig Umsätze und vergrößert die Kundenzahl schnell, ruiniert das Kostengefüge aber nachhaltig."

Ein berechtigter Einwand, zumal die Margen zum Teil klitzeklein geworden sind. Die Telefonfirmen verrechnen einander tagsüber - je nach Entfernung - eine Mietleitungsgebühr von 14 bis 31 Groschen und nachts bis zu zwölf Groschen. Die Übernahme eines Gesprächs kostet tagsüber zwischen 14 und 40 Groschen, nachts sieben bis 15 statt 17 bis 55 Groschen.

Erst vor wenigen Wochen hat max.mobil mit seinen 30 Groschen die kurz zuvor von tele2 (Einwahlnummer 1005) aufgestellte Schallmauer von 50 Groschen deutlich durchbrochen. Betriebe ab 20 Handy-Benutzern telefonieren überhaupt zum Nulltarif - das Angebot gilt allerdings nur innerhalb von Firmennetzen.

Groschenoper

Bei österreichweiten 50 Groschen hält weiterhin tele:ring1012 (bisher 1012privat). Und UTA, nach eigenen Angaben Österreichs größter privater Anbieter, ist auf nächtliche 33 Groschen nachgezogen.

Sehen lassen können sich auch die Tagestarife (Montag bis Freitag 8-18 Uhr): mit 66 Groschen (One), 67 Groschen (max.mobil) und 77 Groschen (UTA) deutlich diesseits der Telekom Austria (TA). Beim staatlichen Telefonriesen zahlt der Kunde im Minimumtarif davon unbetroffen 93 Groschen pro Minute, allerdings nur in der Regionalzone. Ein Gespräch von Dornbirn nach Wien kostet von 8-18 Uhr überhaupt stolze 2,68 S pro Minute.

Das wird sich auch nicht ändern, denn die für das Frühjahr angekündigte Tarifreform wurde auf Herbst verschoben - dem Vernehmen nach soll sie am 1. September 2000 in Kraft treten. Angesichts des dramatischen Ergebniseinbruchs im Vorjahr heißt es in Sachen Tarifsenkung für die Normalverbraucher also "Bitte warten" - laut Format muss das neue TA-Management eine Reduzierung des EGT von 5,8 Milliarden Schilling 1998 auf 1,9 Mrd. S im Vorjahr (von 421,50 auf 138,08 Mio. EURO) verkraften.

Wie viel Marktanteil die TA bis dato an die private Konkurrenz verloren hat, wollte der neue Generaldirektor Heinz Sundt nicht beziffern. Wie lang die TA die Geduld ihrer treuen (Privat-)Kunden über Gebühr beanspruchen kann, um möglichst lang Profite einzufahren, ist fraglich.