Linz/Eisenstadt - Der Schussunfall während eines Bundesheereinsatz im Burgenland Ende Dezember, bei dem ein 21-jähriger Soldat aus Oberösterreich lebensgefährlich verletzt wurde, war die Folge absoluter Leichtsinnigkeit. Am Montag bestätigte das Militärkommando Burgenland dem STANDARD, dass sich die beiden Soldaten nicht, wie ursprünglich angenommen, nur gegenübersaßen, als sich plötzlich "durch unsachgemäßes hantieren an der Waffe" ein Schuss löste.
Die beiden Präsenzdiener hätten sich viel eher - so der Sprecher des Militärkommandos Burgenland, Oberst Sepp Erhard - "gegenseitig gefilmt und dabei jeweils mit dem Sturmgewehr aufeinander gezielt". Zusätzlich missachteten die Burschen etliche Sicherheitsvorschriften. "Beide Gewehre waren nicht, wie unbedingt vorgeschrieben, halbgeladen - die Magazine waren ganz aufgesetzt und es befand sich auch bereits eine Kugel im Lauf", schildert Erhard erstmals den Unfallhergang an der österreichisch-ungarischen Grenze.
Kamera getroffen
Als der 21-Jährige seinen Kameraden filmen wollte, habe sich dann plötzlich aus dessen Sturmgewehr ein Schuss gelöst. "Das Projektil traf auf der Unterseite der Filmkamera auf, Splitter und vermutlich auch Teile der Kugel verletzten den jungen Soldaten im Bereich der Halswirbelsäule lebensgefährlich", so Erhard. Der Soldat lag nach dem Zwischenfall mehrere Tage im Koma, zumindest sein rechter Arm wird gelähmt bleiben.
"Trotz mehrerer Operationen befinden sich vermutlich noch immer Splitter der Videokamera im Halsbereich des Verletzten", schildert der Bundesheer-Sprecher im STANDARD-Gespräch. Die Vorbereitungen für ein entsprechendes Disziplinarverfahren gegen den unverletzten Soldaten seien bereits abgeschlossen. "Vorerst warten wir aber das Ende der Ermittlungen der Staatsanwaltschaft und den Ausgang eines sehr wahrscheinlichen Gerichtsverfahrens ab", erläutert Erhard. (Markus Rohrhofer, DER STANDARD-Printausgabe, 24.01.2006)