Wien - Die Visa-Affäre in der Belgrader Botschaft scheint um eine Facette reicher zu sein. Wie die "Kronen Zeitung" in ihrer Dienstag-Ausgabe vorab am Montagabend meldete, hätte es in der diplomatischen Vertretung mitunter "mafiöse Machenschaften" gegeben und zitiert in diesem Zusammenhang die ehemalige Generalkonsulin Andrea Sandhacker. Laut dem Blatt habe Sandhacker vor Kurzem im Wiener Landesgericht ausgesagt.

Konkret habe die Diplomatin berichtet, dass "die Einbringung von Visa-Anträgen durch den Attache für seine Freunde alles andere als vereinzelt" gewesen sei. Solche Anträge seien ohne oder mit unzureichenden Unterlagen eingereicht worden und hätten zudem gefälschte Einladungen aufgewiesen.

Außenministerium: Aussagen nicht neu

In einer Reaktion auf den Bericht der "Kronen Zeitung" wies Außenamtssprecherin Astrid Harz am Montagabend gegenüber der APA darauf hin, dass die Aussagen besagter Zeugin keineswegs neu und überdies nicht zutreffend seien. Während der Zeit, als die Diplomatin in Belgrad war, habe es insgesamt drei Inspektionen gegeben, wovon eine gemeinsam mit dem Innenministerium durchgeführt worden sei. Darüber habe es nach einer anonymen Anzeige auch Ermittlungen der Staatsanwaltschaft gegeben, die aber im März 2004 eingestellt wurden.

Dass es tatsächlich zu Unregelmäßigkeiten gekommen sei, solle keineswegs abgestritten werden, und allen Unregelmäßigkeiten werde natürlich nachgegangen, erklärte Harz. Es treffe jedenfalls nicht zu, dass die besagte Diplomatin, die von der "Kronen Zeitung" als "Kronzeugin" bezeichnet wird, ihren Platz räumen musste, weil sie "unbequem" geworden sei. Wie bereits in einer Presseaussendung des Außenministeriums vom 18.1. festgehalten, hätten die Inspektionen in Belgrad ergaben, "dass sie ihren Aufgaben an dieser Dienststelle nicht hinlänglich gewachsen war. Insbesondere zeigten die Prüfungen auf, dass ihre Selbsteinschätzung im Gegensatz zu den objektiven Beurteilungen der Botschaft, des Generalinspektors und der Zentrale stand, weswegen ihre Abberufung erfolgen musste." (APA)