Der boomende Internet-Buchhandel in Deutschland ist nach Einschätzung der Händler durch ein neues Gesetz in Gefahr. Das so genannte Fernabsatzgesetz würde den Handel katastrophal belasten, sagte der Geschäftsführer des Bundesverbandes der deutschen Versandbuchhändler, Christian Russ, am Montag in einem dpa-Gespräch vor Beginn der Jahreshauptversammlung in Ulm. An diesem Freitag (19. Mai) solle die Regelung im Bundesrat beraten werden. Das Gesetz sehe vor, dass "Fernkäufe" - darunter fallen auch Einkäufe über das Internet - innerhalb von zwei Wochen widerrufen werden dürfen. Die Kosten für die Rücksendung müssen die Händler zahlen. Diese Portokosten werden den Händlern nach Einschätzung von Russ Mehrkosten in Millionenhöhe einbringen. "Viele kleine und mittelständische Betriebe wird das in den Ruin treiben", sagte Russ. Im Durchschnitt würden zehn Prozent der Bücher, die im Internet oder bei einem Versandbuchhändler bestellt werden, zurück geschickt. "Bei einer durchschnittlichen Buchsendung kostet das Porto 20 DM (10,23 Euro/141 S)", meint Russ. Durch das neue Gesetz befürchtet er eine drastische Zunahme der Rücksendungen. "Wenn es nichts kostet, bestellen die Leute fünf Bücher und schicken vier zurück. Das wird dann so eine Art Ansichtsbestellung" befürchtet Russ. Vor allem für den Buchhandel über das Internet sieht er schwarz: "Damit schießt sich Deutschland aus dem Wettbewerb heraus." Während andere Branchen die erhöhten Kosten über den Preis auf die Kunden umlegen könnten, sei dies den Buchhändlern auf Grund der Preisbindung nicht möglich. Mit dreistelligen Zuwächsen ist der Buchhandel über das Internet nach Worten von Russ der größte Wachstumsmotor der Branche. Im vergangenen Jahr stieg der Umsatz um rund 150 Prozent auf 150 Mill. DM. Insgesamt setzten die Versandbuchhändler im vergangenen Jahr rund zwei Mrd. DM um. Im Bundesverband der Versandbuchhändler sind neben den Internet-Buchhändlern auch zahlreiche Fachverlage und Buchclubs zusammengeschlossen, die ihre Produkte per Post versenden. (APA)