Die erste Arbeit gilt als meistzitierte Studie auf dem Gebiet der Proteomik und als ein entscheidender wissenschaftlicher Durchbruch seit der Genomentschlüsselung. Die Sequenzierung der Erbsubstanz der Hefe wurde von europäischen Wissenschaftern im Frühjahr 1996 bekannt gegeben.
"Um ihre Aufgaben zu erfüllen, arbeiten die meisten Proteine in dynamischen Verbänden, die Dutzende Moleküle enthalten können", sagte Giulio Superti-Furga, Molekularbiologe und Leiter des CeMM. Darüber wie die Zelle als Ganzes funktioniert, war bisher wenig bekannt. Der Wissenschafter in einer Aussendung der Österreichischen Akademie der Wissenschaften: "Wenn man sich die Zelle als eine Fabrik vorstellt, kannte man (bisher nur, Anm.) einige der Bauteile eines Bruchteils der 'Maschinen'."
500 unterschiedliche molekulare "Maschinen"
Die Wissenschafter des CeMM, der Cellzome AG und des European Biology Laboratory (EMBL) in Heidelberg haben nun den gesamten Proteinhaushalt der Bäckerhefe (S. cerevisiae) analysiert. Sie entdeckten 500 unterschiedliche molekulare "Maschinen", darunter 257 bisher unbekannte. Mit Hilfe neuer Computermethoden konnten die Wissenschafter klären, wie Einheiten in der Zelle zusammenarbeiten. Dabei sind die Komponenten (einzelne Proteine und sogar Gruppen) der Verbände in mehreren Proteinkomplexen aktiv, was durch Kombination eine Vervielfältigung der möglichen Funktionen erlaubt.
Für das Verständnis der menschlichen Zelle ist die Entschlüsselung der molekularen Organisation der Bäckerhefe von großer Bedeutung. Superti-Furga: "Viele der Proteinkomplexe in unseren eigenen Zellen haben praktisch dieselben Komponenten und Funktionen wie jene in der Bäckerhefe."