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Wien – Russlandhoch "Claus" lässt Wien und Österreich weiterhin zittern. Minus 16 Grad maßen Meteorologen am Dienstagmorgen im Stadtgebiet. Am Flughafen in Schwechat sogar minus 19 Grad.

Risse in den Gleisen

Entgegen eigener Prognosen hatten auch die Wiener U- Bahn Linien mit dem Wetter zu kämpfen. Durch die extreme Kälte habe es kleine Risse in den Gleisen der U-Bahnen gegeben, erklärte ein Sprecher der Wiener Linien. Dadurch werde der Stromfluss, der die Signalanlagen steuere, unterbrochen, sodass die Zugführer nun "auf Sicht" fahren müssen. Die Konsequenz: Statt der normalen 80 Stundenkilometer konnten die Züge der U4 nur mehr mit 25 km/h fahren. Vor allem auf der Strecke zwischen Kettenbrückengasse und Karlsplatz kam es zu Verspätungen. Für die Fahrgäste habe keine Gefahr bestanden, versuchte der Wiener Linien- Sprecher zu beruhigen.

Im Straßenverkehr waren die Störungen gravierender. Bei hunderten Autos gab die Batterie den Geist auf. Bei vielen Dieselfahrzeugen sorgte gefrorener Sprit fürs Aus. Die Autofahrerclubs wurden so weiter auf Trab gehalten.

Tiger tauen auf

Im Tierpark Schönbrunn mussten die Tierpfleger eine Ausgangssperre für ihre Schützlinge erlassen. Ausgenommen sind Eisbären, Pinguine und die sibirischen Tiger. Diese Tierarten würden bei dem herrschenden Frost erst richtig auftauen, sagte eine Tiergarten-Sprecherin.

Die Wiener Grünen machen sich wiederum Sorgen, dass manche Wiener ohne funktionierende Heizung da stehen könnten. Eine Betroffene hat sich beim nicht-amtsführenden Stadtrat David Ellensohn gemeldet. Seit 28. September sei sie zur Absperrung vorgemerkt. Sie kann ihre Fernwärme-Rechnung nicht zahlen. Beim Wiener Energieversorger hieß es auf Anfrage des Standard dazu: "Man könne nicht sagen, dass derzeit nichts abgesperrt wird." Bei Härtefällen werde aber "selbstverständlich Rücksicht genommen".

Das Heer marschiert

Wenig Chancen auf heimelige Wärme haben die Rekruten beim Bundesheer. Übungsmärsche und Biwaks würden planmäßig abgehalten, verkündete eine Sprecherin des Verteidigungsministeriums am Dienstag. Auch die Jagdflieger in Zeltweg seien trotz Frühtemperaturen von minus 18 Grad einsatzfähig.

Für die Klimaforscherin Helga Kromb-Kolb passt die aktuelle Wetterlage durchaus in die Klimaentwicklung. Trotz prognostizierter Erderwärmung werde es Kälteeinbrüche auch weiterhin geben. Am Donnerstag soll es mit Temperaturen um "nur noch" minus zehn Grad etwas wärmer werden.

Landesweit war nach Angaben der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) Lunz am See in Niederösterreich mit minus 26 Grad der offizielle Kältepol. Laut Pressedienst des Landes Niederösterreich wurden aber in Groß Gerungs im Waldviertel sogar minus 31 Grad gemessen. Das ist nur 5 Grad wärmer als die tiefste jemals in Österreich gemessene Temperatur. (APA, pm, ran, DER STANDARD Printausgabe, 25.01.2006)