Santiago - Die ältere Tochter des früheren chilenischen Diktators Augusto Pinochet ist am Mittwoch in Washington festgenommen worden. Grund ist der Haftbefehl eines chilenischen Richters, der Lucia Pinochet wegen Steuerhinterziehung angeklagt hat. Sie ignorierte jedoch eine Vorladung und reiste über Argentinien mit dem Flugzeug in die USA. Wie eine Sprecherin der US-Zoll- und Grenzschutzbehörde mitteilte, wurde Lucia Pinochet am Mittwochmorgen am Dulles Airport bei Washington festgenommen und verhört.

Hintergrund der Anklage sind Finanztransaktionen ihres Vaters, der in seiner Zeit als Präsident 28 Millionen US-Dollar (22,8 Mio. Euro) auf Konten in mehreren Ländern deponiert haben soll. Im Zusammenhang mit dem Skandal, der im Juli 2004 aufflog, wurden zahlreiche Familienmitglieder angeklagt. Lucia Pinochet weigerte sich als einzige, den richterlichen Anordnungen Folge zu leisten.

5,5 Millionen Euro

Im "Fall Riggs" wird die Familie des 90-jährigen Pinochets beschuldigt, auf Auslandskonten umgerechnet mindestens 5,5 Millionen Euro illegalen Ursprungs eingezahlt zu haben. Der Fall wurde nach der US-Bank getauft, die die Familie Pinochet für die Auslandsanlagen genutzt hat. Untersuchungsrichter Carlos Cerda stellte deshalb neben dem bereits angeklagten Ex-Diktator nun auch Ehefrau Lucia Hiriart sowie vier der insgesamt fünf Kinder Pinochets - Lucia, Jacqueline, Maria Veronica und Marco Antonio - unter Anklage. Betroffen sind auch die Ehefrau von Marco Antonio und zwei weitere Berater Pinochets.

Pinochet wurde im Zusammenhang mit dem Fall "Riggs" sowie auch wegen anderer Anklagen - unter anderem Ermordung von Dissidenten und Menschenrechtsverletzungen - seiner Immunität enthoben. Mitte Jänner wurde er nach gut eineinhalb Monaten gegen Kaution aus dem Hausarrest entlassen. Pinochet regierte Chile nach einem Militärputsch von 1973 bis 1990. Während seiner Diktatur wurden rund 3.000 Menschen ermordet. (APA/dpa)