foto: standard/matthias cremer
Es ist eine Charaktereigenschaft, die Helga Kromp-Kolb in ihrer langjährigen Arbeit als Klimaforscherin nicht verzweifeln ließ: ihr Optimismus. "Natürlich ist es zeitweise frustrierend, wenn man seit Jahren auf die Folgen der Umweltzerstörung hinweist und der Regierung entsprechende Gegenmaßnahmen vorschlägt und dann immer wieder mit ansehen muss, wie die Politik völlig konträr handelt."

Langsam ans Ziel

Doch die 57-jährige Professorin für Umweltmeteorologie an der Wiener Uni für Bodenkultur und Beraterin der Bundesregierung und etlicher Ministerien hält die Situation nicht für ausweglos. "Früher oder später werden es alle mitbekommen." Und man dürfe auch die vielen kleine Schritte nicht übersehen, die inzwischen gegangen wurden, betont die leidenschaftliche Bergwanderin: "Auch langsam gelangt man ans Ziel."

Als "populistisch" kritisiert

Um dieses zu erreichen, sucht die als Tochter eines Diplomatenehepaars in Österreich und Indien aufgewachsene eloquente Wissenschafterin konsequent den Kontakt mit Laien, erklärt Kromp-Kolb ihre Arbeit und deren Ergebnisse in Schulen, bei Diskussionen, in Medien und Büchern in leicht verständlichen, oft plakativen Worten: "Es ist doch unsere Pflicht als Wissenschafter, der Öffentlichkeit klar zu machen, was wir mit ihren Steuergeldern anstellen." Was ihr seitens ihrer in der eigenen Fachsprache gefangenen Kollegenschaft mitunter Kritik als "populistisch" einbrachte, verhalf Kromp-Kolb nun zur Auszeichnung "Wissenschafterin des Jahres 2005", verliehen vom Klub der Bildungs- und Wissenschaftsjournalisten.

"Was mich freut und stolz macht", sagt Kromp-Kolb, die sich als "gar nicht ehrgeizig" beschreibt. Vielmehr hätten Zufälle ihr den Weg bereitet. Zu Meteorologie habe sie sich entschlossen, weil sie "etwas mit Natur" machen wollte. Gelandet sei sie nach dem Studium aber "im Inneren von Fabrikschornsteinen" - sie hat erste Emissionsrechnungen in Österreich angestellt, was sie auf der Karriereleiter nach oben befördert hat: Es folgten Rufe an Unis im In- und Ausland, seit 1995 ist sie an der Boku, dort seit 2003 Vorsitzende des Senats. Schwerpunkte: Umweltschutz, nukleare Bedrohung, Klima.

Schnelles Geld

Über ihre Nuklearforschung lernte sie auch ihren Mann kennen, Wolfgang Kromp, Leiter des Instituts für Risikoforschung der Uni Wien, der 1990 drei Kinder mit in die Ehe brachte. So wird auch in der Freizeit im Hause Kromp-Kolb über Forschung debattiert - und über Forschungspolitik: "Die lässt sich in Österreich zu sehr von der Wirtschaft beeinflussen. Gefördert wird, was schnelles Geld verspricht", kritisiert Kromp-Kolb. Umweltforschung bliebe dabei auf der Strecke, "was uns irgendwann extrem teuer zu stehen kommt." Aber sie bleibt Optimistin: "Sie werden schon noch draufkommen." (Andreas Feiertag, DER STANDARD Printausgabe, 25.01.2006)