Der von Joseph Ratzinger auf Deutsch verfasste 40-seitige Text wurde zunächst ins Italienische und von dort in zahlreiche andere Sprachen übertragen. Schließlich musste der Text in die offizielle Kirchensprache Latein übersetzt und von der Glaubenskongregation geprüft werden. Das verzögerte die bereits für Dezember erwartete Publikation.
Die Enzyklika beginnt mit einem Zitat aus dem ersten Johannesbrief: "Gott ist Liebe, und wer in der Liebe bleibt, der bleibt in Gott und Gott in ihm." Vor dem Vatikanischen Rat Cor Unum verriet Benedikt XVI. am Montag erste Details. Dem Eros stellt er die spirituelle, gemeinschaftliche Liebe der Agape entgegen. "Eros und die von Gott geschaffene Körperlichkeit entfalten sich zwischen Mann und Frau in der Unauflöslichkeit der Ehe", erklärte der Papst. Der Begriff Liebe sei "abgegriffen" und müsse "seinen ursprünglichen Glanz wiedererhalten". Eros ohne echte Liebe sei nur eine Ware und degradiere den Menschen selbst zur Ware. Die "perfekte Synthese von Eros und Agape" dagegen befähige die Menschen, "anderen die wahre Liebe zu schenken und sie auch zu erhalten".
Dantes Paradies
Er habe die Enzyklika in Anlehnung an Dantes Göttliche Komödie geschrieben, erzählte der Papst. "Ich wollte jene Intensität der Begegnung mit Gott in unser Zeitalter übertragen, wie sie Dante im Paradies schildert." Im zweiten Teil der Enzyklika beschäftigt sich der Papst mit der karitativen Aufgabe der Gläubigen und fordert Solidarität mit Armen und Hilfsbedürftigen.
Mit seinem Rundschreiben entfernt sich Benedikt XVI. vom Anspruch seines Vorgängers, auf der Weltbühne auch als politischer Akteur zu wirken. Statt gesellschaftspolitischen Aspekten widmet er seine Aufmerksamkeit den Kernfragen des christlichen Glaubens und den Herausforderungen der Kirche in Zeiten wachsender Säkularisierung. Eine Antwort darauf sei "gelebte Nächstenliebe".