Großrazzia gegen Filmpiraten in Europa: Der VAP - Verein für Antipiraterie der Filmwirtschaft Österreichs - verzeichnete am Dienstag zusammen mit Schwestervereinen in mehreren Ländern einen Erfolg im Kampf gegen illegalen Filmdownload. Hausdurchsuchungen in fünf Ländern führten zur Beschlagnahme von einigen der größten Piratenserver im deutschsprachigen Raum - unter anderem in Wien. Ein Sprecher der Exekutive bestätigte entsprechende Aktionen.

Geheim

Am Dienstagvormittag startete unter größter Geheimhaltung eine groß angelegte internationale Razzia an mehr als 300 Orten in Deutschland, Österreich, Holland, Polen und Tschechien. Dabei wurden Zentralserver und zahlreiche kostenpflichtige Verteilungsserver (Szenebegriff "Payboxes") sichergestellt, berichtete der VAP.

"Klapsmühle"

Der laut VAP "wahrscheinlich größte deutschsprachige" Film-Server "Klapsmühle" (früher unter dem Namen "Paradise Beach" bekannt) wurde in einem Großrechenzentrum in Wien sichergestellt. Auf zwei mit Glasfaserkabel verbundenen Rechnern mit insgesamt 28 Festplatten dürften rund vier Terabyte illegale Daten gespeichert sein (ein Terabyte = 1.000 Gigabyte), berichtete der Verein. Gegen den Betreiber des Servers wurden in Deutschland und Österreich Strafverfahren eingeleitet. Ihm drohen bis zu fünf Jahre Haft.

Ermittlungen

Der Aktion sind monatelange Ermittlungen der deutschen GVU (Gesellschaft zur Verfolgung von Urheberrechtsverletzungen) vorangegangen. Rund 30 Hauptverdächtige werden beschuldigt, in großem Umfang Raubkopien von Spielfilmen, Computerspielen, Software und Musik hergestellt und über das Internet vertrieben zu haben. "Dass der zuständige Untersuchungsrichter Experte für internationale Rechtshilfe ist, hat das Gelingen der Aktion sichergestellt. Aber auch die Ermittler der GVU und die Wiener Kriminalpolizei haben großen Anteil am heutigen Erfolg", zeigte sich Andreas Manak, Generalsekretär des VAP, zufrieden.

Auswertung

Alle beschlagnahmten Server wurden an Sachverständige zur Auswertung übergeben. Manak hofft, dadurch auch an die Daten der "Leecher" (Szenebegriff für diejenigen, die nur herunterladen, Anm.) heran zu kommen, die Raubkopien weiterverbreiten. Es sei daher mit zahlreichen weiteren Strafverfahren zu rechnen.

Kritik

Unterdessen werden zunehmend auch Stimmen laut, die die Methoden der GVU, die zum Fahndungserfolg geführt haben, heftig kritisierten. So soll die Organisation zumindest einen Administrator eines zentralen Austausch-Servers der Warez-Szene auf ihrer Gehaltsliste gehabt haben, dies berichtet heise online.

Kaufen

Zusätzlich soll die GVU auch die Hardware für einen der zentralen Server selbst beigesteuert haben. Sollten sich die Vorwürfe bestätigen, so würde beides einen klaren Rechtsbruch darstellen, da die GVU damit die Verbreitung von Raubkopien aktiv unterstützt hätte.

Hausdurchsuchung

Ähnlich sieht das offenbar die Staatsanwaltschaft Ellwangen in Deutschland, die der ganzen Aktion ein zusätzliches Kuriosum hinzufügte: Zeitgleich mit den Razzien gegen die Warez-Server durchsuchten Ermittlungsbeamte des Landeskriminalamts Baden-Württemberg auch die Räumlichkeiten der GVU sowie die Wohnung eines hochrangigen Mitarbeiters der Organisation. (APA/red)