Belgrad - Belgrad hat den Ermittlern des
UNO-Kriegsverbrechertribunals in Den Haag das gesamte Staatsarchiv
zugänglich gemacht. Einen entsprechenden Beschluss fasste am
Donnerstag der Ausschuss für die Zusammenarbeit mit dem UNO-Tribunal,
berichteten Belgrader Medien. Nach Angaben des
serbisch-montenegrinischen Ministers für Menschenrechte und
Minderheiten, Rasim Ljajic, soll dadurch der Verdacht beseitigt
werden, dass die Belgrader Behörden dem UNO-Tribunal einzelne
Dokumente vorenthalten wollten. Die Tribunalsermittler hätten nun
auch Einsicht in das Dossier des vom UNO-Tribunals angeklagten
bosnisch-serbischen Ex-Militärchefs Ratko Mladic.
Kritik del Pontes
Ljajic bekundete gegenüber dem Belgrader Sender B-92 die Hoffnung
und Erwartung, dass dank der heutigen Entscheidung die Gefahr
beseitigt worden sei, dass es zur Unterbrechung der Verhandlungen
Belgrads mit der Europäischen Union über das Stabilisierungs- und
Assoziierungsabkommen (SAA) kommt. Dies wurde neuerdings angesichts
der Kritik der Tribunals-Chefanklägerin Carla del Ponte wegen der
ihrer Ansicht nach mangelnden Zusammenarbeit Belgrads angedroht.
Die serbisch-montenegrinischen Behörden haben sich lange Zeit
geweigert, den Tribunalsermittlern einen freien Zutritt zu den
Staatsarchiven zu ermöglichen. Es wurde befürchtet, dass durch
einzelne Dokumente auch die Prozesse beeinflusst werden könnten, die
vor dem Internationalen Gerichtshof in Den Haag auf Grund der
Kriegsschadenersatzklagen Bosnien-Herzegowinas und Kroatiens anhängig
sind. (APA)