Jerusalem - Die Hamas hat mit ihrem sich abzeichnenden Sieg bei den palästinensischen Parlamentswahlen nicht nur der regierenden Fatah eine herbe Niederlage zugefügt. Auch die palästinensischen Meinungsforschungsinstitute standen am Donnerstag blamiert da. Auf Basis von Prognosen und Wählernachfragen vom Mittwochabend hatten die Institute einen knappen Fatah-Sieg vorausgesagt. Am Donnerstag verlautete aus offiziellen Quellen, die Hamas habe eine absolute Mehrheit im 132 Sitze zählenden Parlament erringen können.

Die Diskrepanz könnte darin liegen, dass Wähler in Nachbefragungen nicht offen zugeben wollten, dass sie der Regierungspartei den Rücken gekehrt haben. Die Hälfte der Mandate wurde am Mittwoch über eine nationale Parteiliste vergeben, die andere über Wahlkreise. Während sich die beiden Parteien bei der Listenwahl ein Kopf-an-Kopf-Rennen lieferten, konnte die Hamas nach Angaben der Wahlkommission fast alle Direktmandate gewinnen. Dabei profitierten die Islamisten offenbar von der Zerstrittenheit innerhalb der Fatah, die in vielen Bezirken mehrere Kandidaten ins Rennen geschickt hatte, welche sich gegenseitig Konkurrenz machten.

Die Meinungsforscher an der Bir-Zeit-Universität und am Shkaki-Institut wollten ihre Fehlprognosen am Donnerstag nicht kommentieren. Man müsse die Ergebnisse erst studieren, hieß es. "Ich kann mir nicht erklären, warum die Angaben so falsch waren", sagte der scheidende Planungsminister und frühere Meinungsforscher Ghassan Khatib. Allerdings seien Umfragen auch bei vorherigen Wahlen, an denen die Hamas beteiligt war, falsch gewesen. Auch dabei habe die Bewegung deutlich besser abgeschnitten als vorhergesagt. (APA/AP)