Betrifft: Interview-Zitat in Sachen Haider ("Fascist Thinker", STANDARD, 15. 5.)

In og. Ausgabe zitieren Sie mich aus einem Interview des Jahres 1995 im Daily Telegraph wie folgt: "Haider is a fascist thinker seeking a political revolution". Mir ist dieses "Interview" nie vorgelegen, und ich konnte daher nicht darauf reagieren. Ich hätte eine sofortige Richtigstellung des Wortes "fascist" verlangt.

Das Gespräch mit dem englischen Journalisten vor fünf Jahren ist im Zusammenhang mit der Diskussion zum Verfassungsbogen entstanden. Ich habe damals Jörg Haider nie als faschistischen Denker bezeichnet, da mir - im Gegensatz zu manchen anderen - die Tragweite und Begrifflichkeit dieses Wortes bekannt ist. Damals (3. Republik etc.) habe ich ihn als radikalen Denker bezeichnet. Wie daraus "fascist" wurde, ist mir nicht nachvollziehbar.

Auch die Diskussion um den Verfassungsbogen dürfte für Sie inzwischen transparent sein: Die FPÖ stand für mich außerhalb des Verfassungsbogens, solange sie den Totalumbau der Bundesverfassung in Richtung "3. Republik" verlangte; eine radikale Theorie und Sprache vertrat; gegen die EU und die Verträge von Amsterdam auftrat (Euro) und ihr Verhältnis zum Nationalsozialismus in der Grauzone beließ. Mittlerweile ist die FPÖ in den Verfassungsbogen zurückgekehrt:

Die Dritte Republik wurde fallen gelassen, die radikale Phrase (Stichwort "Dobermann") aufgegeben, der Deutschtümelei abgeschworen, die Grauzone beseitigt, und in der Regierungserklärung hat sich die FPÖ ausdrücklich zur EU im Stande der Verträge von Amsterdam und Maastricht, also auch zum Euro und dem Ziel einer sachgerechten EU-Erweiterung bekannt.
Univ.-Prof. Dr. Andreas Khol
Abgeordneter zum Nationalrat und Klubobmann der ÖVP