Wien/Jerusalem - Die bei den Wahlen in den
Palästinensergebieten siegreiche Israel-feindliche Hamas bestehe
nicht auf das Amt des neuen Ministerpräsidenten, berichtet der
israelische Internetdienst "Ynet" in der Nacht auf Freitag unter
Berufung auf palästinensische Quellen. Nach dem Rücktritt des
bisherigen Premiers Ahmed Korei habe Ex-Finanzminister
Salam Fayyad gute Chancen, dessen Amt zu übernehmen.
Fayyad wird sowohl von der Hamas als auch der bisherigen
Regierungspartei Fatah respektiert und genießt internationales
Ansehen. Er ist auch Wunschkandidat der EU und der USA für das
Ministerpräsidentenamt. Bei den Wahlen trat er gemeinsam mit
Ex-Bildungsministerin Hanan Ashrawi für die Liste "Dritter Weg" an,
die zwei Mandat eroberte.
Gruppierungen
Sollte es zur Bildung einer Einheitsregierung kommen, so "Ynet",
würde die Fatah wohl das Innen- und Sicherheits- sowie das
Außenministerium erhalten. Hamas und andere Gruppierungen würden den
Rest der Ministerposten übernehmen, bis auf jenen des
Finanzministers. Dieses Ressort dürfte wieder Fayyad zufallen, der
auch mit internationalen Geldgebern verhandeln muss.
Der Hamas-Führer Ismail Haniyeh erklärte unterdessen in einer
Pressekonferenz, seine Bewegung werde die "Befreiung anderer Teile
Palästinas vervollständigen". Er präzisierte allerdings nicht, welche
Gebiete damit gemeint waren und auf welche Weise diese befreit werden
sollten.
Haniyeh betonte, er erwarte nicht, dass Palästinenserpräsident
Mahmoud Abbas nach der Wahlniederlage seiner Fatah zurücktrete. Die
Beziehungen zwischen der Hamas und Abbas seien auf gegenseitigem
Respekt gegründet. Es gebe keinen Kampf und keine Konfrontation, so
Haniyeh. (APA/Reuters)