Rom - Der italienische Außenminister und Vorsitzende der rechten Regierungspartei Alleanza Nazionale (AN), Gianfranco Fini, fordert Ministerpräsident Silvio Berlusconi heraus. "Der Parteichef, der bei den Parlamentswahlen am 9. und 10. April die meisten Stimmen erhält, soll im Fall eines Wahlsiegs der Koalition den Posten des Premierministers übernehmen", sagte Fini, Stargast bei der vom Privatkanal "La 7" ausgestrahlten Polit-Show am Donnerstagabend.

"Ich bin ehrlich. Ich spiele bei den Parlamentswahlen mit, um Topstürmer zu sein. Wenn die AN eine Stimme mehr als die Partei Berlusconis (Forza Italia, Anm.) erhält, übernehme ich den Posten des Premierministers. Klarer kann ich nicht sein", betonte der 52-Jährige.

Jeder für sich

Er füge hinzu, dass sein Rivale bei diesen Parlamentswahlen jedoch nicht Berlusconi, sondern Oppositionschef Romano Prodi sei. "Wir müssen unsere Mitte-Rechts-Koalition zum Erfolg bringen. In dem Bündnis kämpft aber jeder für sich", betonte Fini. Er versicherte, die Konkurrenz mit den Verbündeten werde loyal sein, er werde jedoch um seinen Erfolg kämpfen.

"Die kommenden Parlamentswahlen werden mit dem Verhältniswahlrecht stattfinden. Jede Partei der Regierungskoalition wird mit eigenen Wahllisten am Wettkampf teilnehmen. Ich hoffe, genügend Stimmen zu erhalten, damit die Koalition die Möglichkeit meiner Kandidatur zum Premierminister überprüft", betonte Fini. Der Außenminister hat beste Chancen, Berlusconi als Spitzenkandidat der Regierungskoalition abzulösen. Laut Umfragen ist der AN-Chef der populärste Politiker des Regierungsblocks in Italien.

Harter Schlag

Für Berlusconi sind Finis Worte ein harter Schlag fürs Image. Der bis vor einem Jahr intern unangreifbare TV-Zar ist nach einem katastrophalen Jahr aus Wahlniederlagen, unaufhaltsamem Popularitätsschwund und internen Konflikten für seine Bündnispartner zu einer Last geworden. Der stets Optimismus versprühende Berlusconi ist nur noch ein Schatten des strahlenden Siegers der Parlamentswahlen von 2001. Die Mitte-Rechts-Koalition, die er nach seinem Einstieg in die politische Arena aufgebaut hatte, kehrt ihm zusehends den Rücken. (APA)