Der britische Finanzinvestor David Montgomery hat nach der Übernahme des Berliner Verlages erneut zugeschlagen: Er übernimmt die Boulevardzeitung "Hamburger Morgenpost". Der Kaufvertrag wurde in Hamburg unterzeichnet, wie am Freitag eine von Montgomery beauftrage PR-Agentur in Berlin erklärte. Der Kaufpreis blieb geheim. Der Investor kündigte weitere Zukäufe an. Der Deutsche Journalisten-Verband (DJV) kritisierte den Kauf.

Montgomery und der Medienfonds VSS (Veronis Suhler Stevenson International) hatten Ende 2005 über die Tochter Deutsche Zeitungsholding den Berliner Verlag ("Berliner Zeitung", "Berliner Kurier") vom Holtzbrinck-Verlag übernommen. VSS ist auch beim Kauf der "Hamburger Morgenpost" dabei, wie es hieß. Holtzbrinck hatte den Berliner Verlag ursprünglich von Gruner+Jahr gekauft, die Übernahme wurde aber 2002 vom Kartellamt untersagt.

Barlach und Depenbrock verkaufen

Verkäufer der Zeitung sind der Verleger und Galerist Ernst Barlach und "Mopo"-Geschäftsführer Josef Depenbrock. Depenbrock soll laut Mitteilung Geschäftsführer und Chefredakteur der "Mopo" bleiben sowie zusätzlich Managementfunktionen in der Zeitungsholding übernehmen. Barlach soll Anteile an der Zeitungsholding erwerben.

Barlach hatte die "Hamburger Morgenpost" 1999 für einen einstelligen D-Mark-Millionenbetrag zusammen mit dem Medienunternehmer Frank Otto vom Verlag Gruner und Jahr gekauft. G&J hatte den Traditionsverlag 1986 übernommen und wollte eine bundesweite Zeitungsgruppe aufbauen. Die Pläne scheiterten, die "Mopo" schrieb jahrelang rote Zahlen. Der Kauf wie auch der Verkauf sind verbunden mit dem Namen des langjährigen G&J-Chef Gerd Schulte-Hillen, der jetzt an der Deutschen Zeitungsholding von Montgomery beteiligt ist.

Älteste deutsche Boulevardzeitung

Die 1949 gegründete "Hamburger Morgenpost" gilt als älteste deutsche Boulevardzeitung, war jahrzehntelang im Besitz der SPD und ist heute die einzige Hamburger Tageszeitung, die nicht im Axel Springer-Verlag erscheint. Die Auflage liegt bei 110.000 Stück.

Mit der Übernahme soll für Montgomery nicht Schluss der Zukäufe sein: "Wir haben mit dem Kauf des Berliner Verlags die Grundlage für unsere 'buy and build'-Strategie gelegt. Nur zwei Monate später setzen wir diese Strategie mit unserem Engagement bei der 'Hamburger Morgenpost' folgerichtig fort", erklärten Montgomery und Schulte-Hillen. "Dies sind langfristig angelegte Investments. Wir werden unsere Zeitungsgruppe sowohl durch organisches Wachstum als auch durch weitere Akquisitionen ausbauen."

Berliner Verlag zu Jahresanfang übernommen

Montgomerys Konsortium Mecom und VSS hatte den Berliner Verlag zum 1. Januar übernommen. Der Verkauf einer Qualitätszeitung an einen ausländischen Investor hatte heftige Kritik ausgelöst. Nach Medienberichten sollen die neuen Eigentümer inzwischen ehrgeizige Gewinnpläne für den Traditionsverlag aufgestellt haben. Demnach sollen binnen drei Jahren 21 Prozent Umsatzrendite erwirtschaftet werden.

Der DJV-Vorsitzende Michael Konken erklärte, Montgomery habe "ein neues Objekt gefunden, das er wirtschaftlich ausbeuten kann". Sein Prinzip der Gewinnmaximierung sei eine Gefahr für die Zukunft der "Morgenpost" und ihrer Mitarbeiter. Konken forderte die Bundesregierung auf, dringend dafür zu sorgen, dass die Anteile ausländischer Investoren an deutschen Medienunternehmen auf maximal 49 Prozent begrenzt werden. "Ansonsten wird der deutsche Medienmarkt zum Spekulationsobjekt ausländischer Finanzhaie, die das deutsche Mediensystem ruinieren." (APA/AP)