Rudolf Klein:
"Der Mozart Mann"
Ueberreuter Verlag, Wien 2006; 40 Seiten, 14,90 €

Coverabbildung: Ueberreuter
Vorsicht, nicht überall, wo dieser Tage "Mozart" draufsteht, ist auch Mozart drin. Und wenn auch immer Mozart drin wäre: Was einem da nicht alles an Geniekult um die Ohren geschlagen wird, bis zum Hörsturz! Jedoch: Wenn man jetzt schon glaubt, es geht nicht mehr, dann geht vielleicht ein bisschen weniger. Wie viel mehr dieses weniger sein kann, beweist Der Mozart Mann.

Zwar beginnt auch dieses schmale Büchlein "in Salzburg, einer schnarchlangweiligen Stadt inmitten einer der unbeschwerten Fortbewegung hinderlichen Landschaft" und "im Jahr irgendeines Herrn (sagen wir 1756)" - doch schon auf Seite drei wird ein "junger, etwas verwirrt wirkender, an den Gestaden der Salzach ausgesetzter Mann folgendermaßen charakterisiert: "er hatte der damaligen Mode entsprechend der Schaumrollen zwo seitlich an den Schädel geklebt, schien aber seiner Umwelt nicht mit der gebührenden Aufmerksamkeit zu begegnen."

Was folgt, sei - weil bitte selbst (vor)lesen! - hier nur fragmentarisch wiedergegeben: Irrenasyl, Dr. Köchel (samt "eher ungesunder Unordnungsphobie"), seltsame Experimente, der Wunsch nach Papier, dünne Linien, Fliegenklatsche, Zaubertröte, Friedhof. Am Friedhof ist Schluss.

Rudolf "Rudi" Klein, der berühmte Bild-Witz- und Expresszeichner, hat mit "Der Mozart Mann" eine fliegenleichte Fabel erdacht, melancholisch wie das Requiem, kurz wie die Kleine Nachtmusik, gnadenlos wie Don Giovanni, heiter wie die Bäsle-Briefe, vom Rang her vergleichbar mit den besten Werken von F. K. Wächter und Sempé (Carlino Caramel). Fünf Schaumrollen für diesen Mann und eine lobende Erwähnung für den Satz des Monats: "Der flatscht nicht richtig!" Curiös! (DER STANDARD, Printausgabe, 28./29.1.2006)