Paris - Zu einem wahren Hexenkessel geriet am Freitagabend die Pariser Oper, als gegen 23.15 Uhr nach Ende der Premiere von Mozarts "Don Giovanni" der Österreicher Michael Haneke zum Verbeugen auf die Bühne kam. Gegen diesen Buh-Orkan hatten etliche energische Bravo-Rufer kein leichtes Spiel. Mit einer deklariert gegenwärtigen Interpretation hatte der Autorenfilmer, der an Mozarts Geburtstag sein Debüt als Opernregisseur gab, das Pariser Publikum entzweit. Die Oper spielt in einer von Christoph Kanter entworfenen Lounge eines gläsernen Bürogebäudes inmitten von Hochhäusern, Don Giovanni und Leporello sind kaltschnäuzige junge Managertypen, Macher, die über Leichen gehen. Zu Fall gebracht werden sie schließlich von eingewanderten, unterprivilegierten Arbeitskräften. Die Putzkolonne legt bei Don Giovannis Höllenfahrt, die mit einem von Elvira geführten Messerstich beginnt, selbst mit Hand an. Auch über diese politische Deutung gingen die Meinungen ziemlich auseinander. (APA)