Bewaffnete Mitglieder der Fatah und palästinensische Polizisten besetzten kurzzeitig Parlamentsgebäude im Westjordanland und im Gaza-Streifen. In Ramallah kletterten einige der Männer auf das Dach des dortigen Parlamentsgebäudes und forderten den Rücktritt führender Mitglieder der lange dominierenden Fatah-Bewegung, jedoch nicht jenen von Präsident Mahmoud Abbas.
"Wir werden die Armee der Palästinenser-Behörde in bewaffnete Milizen umwandeln", kündigte einer der Bewaffneten an. "Wir warten nicht auf die Hamas, uns ihre islamischen Überzeugungen beizubringen. Wir kennen den Koran auswendig." Nach kurzer Zeit verließ die Gruppe das Gebäude wieder.
Hunderte Fatah-Aktivisten drangen auf das Gelände des Amtssitzes von Präsident Abbas vor, um am Grab seines Vorgängers Yasser Arafat zu beten. "Abu Amar, wir verteidigen dich mit unseren Seelen", riefen sie mit Bezug auf den Kampfnamen Arafats. Sicherheitskräfte des Präsidenten schirmten den Marsch zum Grab Arafats ab.
Mehrere Dutzend bewaffnete Polizisten stürmten ein Parlamentsgebäude in Gaza-Stadt und forderte Gerichtsverfahren gegen Hamas-Mitglieder, die für den Tod von Polizisten verantwortlich seien. Die meisten Sicherheitskräfte gehören der Fatah an und fürchten, unter einer Hamas-Regierung ihre Arbeit zu verlieren.
In Nablus im Westjordanland marschierten rund 2.000 Fatah-Anhänger durch die Straßen, angeführt von bewaffneten Mitgliedern der Al-Aksa-Märtyrerbrigaden. Die Al Aksa kündige den Waffenstillstand auf, erklärte ein Sprecher, Nasser Haras. "Es wird bald Überraschungen geben."
Fatah-Aktivisten drohen Fatah-Politikern mit Erschießen
In Bethlehem besetzten rund 400 Fatah-Aktivisten die Parteizentrale, forderten den Rücktritt des Zentralkomitees und warnten alle Fatah-Politiker vor einer politischen Zusammenarbeit mit der Hamas. Jeder, der sich an einer Regierung der Hamas beteilige, werde erschossen, erklärte ein Bewaffneter in Tulkarm (Tulkarem), wo rund 200 Aktivisten auf die Straße gingen.
Das Zentralkomitee der Fatah hatte am Freitag sechs Mitglieder ausgeschlossen, die bei der Parlamentswahl als unabhängige Kandidaten angetreten waren und verloren hatten. Das Auto eines dieser Politiker wurde am Samstag in Jenin in Brand gesetzt.