Medien
Moskauer Medienkonzern hörte Angestellte ab
Der russische Medienkonzern Media-Most hat am Montag zugegeben, Abhörgeräte und Lügendetektoren zu
benutzen. "Ich habe die Aufzeichnung der Telefongespräche angeordnet", sagte der stellvertretende Direktor Alexander Komarow am
Montag. Die Geräte seien russischen Fabrikats und ihr Gebrauch sei gesetzlich nicht verboten. Das Unternehmen bestätigte auch die
Anwendung von Lügendetektoren, vor allem bei Bewerbungsgesprächen und zur "Enthüllung von Personen, die von der Konkurrenz
eingeschleust werden".
Der ehemalige sowjetische Präsident Michail Gorbatschow kritisierte am Montag die Durchsuchungen als einen Versuch, "Druck auf die
Medien und die Gesellschaft" auszuüben. "Die Reaktion der Bevölkerung sollte getestet werden, und sie hat gut reagiert", sagte Gorbatschow
dem privaten Fernsehsender NTW, der zur Media-Most-Gruppe gehört.
Russischen Presseberichten zufolge wird die Sicherheitsabteilung der Firma mit rund 300 Mitarbeitern von General Filip Bobkow geleitet, der
als stellvertretender Direktor des sowjetischen Geheimdienstes KGB Dissidenten verfolgte. "Wir hatten gute Gründe für die Untersuchung",
bekräftigte der stellvertretende Staatsanwalt Wassili Kolmogorow am Montag nach Angaben der Nachrichtenagentur Interfax.
Die russische Polizei hatte am Donnerstag die Moskauer Räume der Kreml-kritischen Mediengruppe durchsucht. An der Aktion gegen das
größte russische Medienunternehmen waren Polizisten der Steuerbehörden und der Abteilung für Wirtschaftsverbrechen des
Innenministeriums sowie die Staatsanwaltschaft beteiligt. Der russische Geheimdienst FSB hatte daraufhin erklärt, die bei der Durchsuchung
sichergestellten Dokumente belegten, dass das Unternehmen die eigenen Angestellten und Korrespondenten abhöre. (APA)