Gaza - Etwa dreißig palästinensische Polizisten haben am Montag das Parlamentsgebäude in Gaza-Stadt gestürmt. Nach Augenzeugenberichten feuerten sie dabei in die Luft. Die Polizisten schlossen die Tore hinter sich, einige erklommen das Dach. Nach dem Hamas-Wahlsieg verbreiten sich Wut und Verbitterung in den Reihen der Fatah-dominierten palästinensischen Sicherheitskräfte.

Rücktritt der Fatah-Führung gefordert

Die militante Fatah-Splittergruppe "Al-Aksa-Märtyrerbrigaden" hat am Sonntag die Demission des gesamten Zentralkomitees der bisherigen palästinensischen Regierungspartei gefordert. "Wir verlangen den sofortigen Rücktritt des Zentralkomitees", erklärte ein Sprecher der Brigaden auf einer Pressekonferenz in Gaza. Die Gruppe respektiere das Ergebnis der palästinensischen Parlamentswahlen und die Niederlage der Fatah und fordere die Bildung eines "Dringlichkeitsausschusses", der vorübergehend die Parteileitung übernehmen solle.

Sondersitzung

Die für zahlreiche blutige Attentate gegen Israelis verantwortlichen Al-Aksa-Märtyrerbrigaden entziehen sich der Kontrolle durch die Fatah-Führung. Seit dem Tod von Yasser Aarafat ist Farouk Kaddoumi Fatah-Vorsitzender. Der palästinensische Präsident Mahmoud Abbas hatte am Sonntag in Ramallah das Fatah-Zentralkomitee zu einer Sondersitzung einberufen, bevor er Gespräche mit der Wahlsiegerin Hamas aufnimmt. Die Hamas, die im neuen palästinensischen Parlament über die absolute Mehrheit verfügen wird, lehnt die von Israel verlangte Entwaffnung bisher ab und hat den Aufbau einer Armee in Aussicht gestellt.

Proteste am Samstag

Am Samstag waren Hunderte von aufgebrachten Fatah-Aktivisten auf das Gelände des Amtssitzes (Mukata) von Präsident Abbas in Ramallah vorgedrungen, um am Grab seines Vorgängers Yasser Arafat zu beten. In Nablus im Westjordanland marschierten rund 2000 Fatah-Anhänger durch die Straßen, angeführt von bewaffneten Mitgliedern der Al-Aksa-Märtyrerbrigaden. Israels amtierender Ministerpräsident Ehud Olmert hat am Sonntag einen internationalen Boykott der Hamas gefordert, sollte diese dem Terror nicht abschwören und das Existenzrecht Israels weiter nicht anerkennen. (APA)