Der Sound of Europe ist verklungen - und mancher, wie der Kommissionspräsident, zeigte sich begeistert vom dreitägigen Kongress rund um Mozarts Geburtstag. Denn in dieser Phase der Krise hätten die Politiker "eine wunderbare Gruppen- und Musiktherapie erfahren dürfen". Wenn es überhaupt noch eines Beweises bedurfte, die Wiener Philharmoniker haben ihn geliefert: Musik - und nicht nur jene von Mozart - ist ein Kommunikationsmittel über alle Barrieren hinweg.

Als kulturelle Botschafter Österreichs wie auch als Nationalorchester, das bei allen relevanten Ereignissen auftritt, erhalten die Philharmoniker seit einigen Jahren eine Subvention von 2,18 Millionen Euro im Jahr. Was nicht bedeutet, dass sie gratis spielen: Mit dieser Förderung erkaufte sich der Staat auch die weitere Bereitschaft der Philharmoniker, als Staatsopernorchester einen wenig erquicklichen Dienst zu schieben.

Das scheinen die janusköpfigen Philharmoniker aber vergessen zu haben. Denn während sie in Salzburg den Kanzler und seine Gäste mit Mozart entzücken, überlegen sie in Wien, ob sie streiken sollen, und drohen mit dem Auszug aus der Staatsoper. Die Musiker vergessen zudem, dass der Brotjob viele Vorteile für sie bringt - allein vom Repertoire her, das sie beherrschen.

Europa habe aber nicht nur vergangene Größen wie Mozart, auf die man stolz sein könne, sagte der Kanzler: Die Union müsse auch neue kulturelle Leistungen fördern. Was soll man sagen zu dieser banalen Erkenntnis, außer: Er hat Recht. Das werden die Wiener "Musiktherapeuten" akzeptieren müssen. Sie erhalten ohnedies 40 Prozent der Subventionen, die das Kanzleramt für Klangkörper ausschüttet. Zudem verdienen sie nebenher gutes Geld in Ensembles. Und die von ihnen bestückte Hofmusikkapelle wird mit weiteren 1,2 Millionen gestützt. Das reicht. (Thomas Trenkler/DER STANDARD, Print-Ausgabe, 30. 1. 2006)