Wieviele Frauen im Parlament sitzen und was zu sagen haben.
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Glawischnig: 58 Prozent der grünen Reden während Live-Übertragungen aus dem Parlament werden von Frauen gehalten.
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Wien - Wenn im Parlament die Fernsehkameras laufen, dann nimmt die Anzugdichte hinter dem Rednerpult auffällig zu. Die beliebtesten Redezeiten sind eindeutig die prestigeträchtigen und öffentlichkeitswirksamen Momente, in denen die Botschaften der ParlamentarierInnen live "unters Volk" gebracht werden. Laufen die Kameras, wird es "männlicher" am Bildschirm. Dann gilt noch immer, was die Publizistin Eva Rossmann 1995 in ihrem Buch über Frauen im österreichischen Parlament schlicht mit "Unter Männern" betitelte.

Über ein Jahrzehnt später trifft diese Zustandsbeschreibung im Hohen Haus noch immer zu - für alle Parteien, außer die Grünen, stellt Eva Glawischnig, Vizechefin der Grünen, zumindest für ihre Fraktion erfreut fest. Dort stehen die Verhältnisse quasi Kopf - die grünen Männer dürfen sich "unter Frauen" wähnen.

58 Prozent der Grünen Reden aus Frauenmund

Das zeigt die von Glawischnig erarbeitete aktuelle "Redezeitstatistik" über die Geschlechterverteilung während der TV-Übertragungen im Parlament (exklusive Fragestunden, Geschäftsordnungsdebatten und tatsächliche Berichtigungen). "Die Grünen haben ihre Rolle als Nummer eins weiter ausgebaut. 58 Prozent der grünen Reden während Live-Übertragungen aus dem Parlament werden von Frauen gehalten." Damit beanspruchen die weiblichen Abgeordneten der Grünen den größten Teil der Redezeit selbstbewusst für sich.

Den anderen Parteien stellt Glawischnig ein "Armutszeugnis" aus: "Wenn die Scheinwerfer angehen, werden die Frauen von der politischen Bühne verdrängt."

"Blamabel"

Überraschend - und für die SPÖ besonders "blamabel", weil sie auf Platz drei verdrängt wurde - sei die Platzierung des freiheitlichen Klubs auf Platz zwei. Die BZÖ/FPÖ-Frauen haben ihr Stück am freiheitlichen Rede-Kuchen im Fernsehen fast verdoppelt auf knapp 28 Prozent.

Weit abgeschlagen ist die ÖVP. Mehr als drei Viertel der TV-Zeit okkupieren die schwarzen Männer für sich. Glawischnigs Rat "unter Frauen": "Sie sollen sich das nicht gefallen lassen." (nim/D ER S TANDARD , Print-Ausgabe, 1.2. 2006)