Unabhängig, nicht rückblickend
Laut seinem Chefredakteur Thomas Weber hat das Gap sein Fanzine-Dasein "überwunden" und die Blattmacher verstehen ihr zweimonatlich erscheinendes Produkt als "Popmagazin". Ein positiver Effekt dieser Entwicklung ist, dass sich die vielen, vielen Redakteure und Mitarbeiter nicht mehr mit der Sprache der alternativen Musikmagazine in den 80ern und 90ern messen müssen. Da landete man in früheren Ausgaben oft in einem Erstsemestrigen-Tutorium, in dem es darum ging, dem bundesdeutschen Vorbild in Nichtverständlichkeit und akademischer Trendsprache nachzueifern.
"Pop" in seiner Vielfalt
Das Blatt hat sich gewendet, auch in der Thematik. Da es darum geht, "Pop" in seiner Vielfalt abzudrucken (und auch immer mehr abzulichten), widmen sich die Coverstorys Schriftstellern, Modelabels oder der Diddlmaus. Damit es nicht zu beliebig wird, wie die Popkultur nun mal ist, setzen die Redakteure auf Österreich-Bezug und thematisieren die wichtigsten kulturellen Ereignisse in diesem Land, wie die Diagonale oder die Viennale. Leider ist es den Schreibern nur selten erlaubt, zurückzublicken. Sie müssen ihre Augen auf die Gegenwart, die unbedingte Aktualität heften. Eine nervige Eigenschaft der "Popkultur" ist es, den Augenblick, das Jetzt, eben den Pop zu beschreiben, den Trend auszurufen und dabei auf die Retrospektive zu verzichten. Da ist das Gap dem Radiosender FM4 nicht unähnlich, der über vergleichbare Themenbereiche berichtet.
Tiefe
Seit drei Ausgaben werden größere Artikel und Kolumnen auch bezahlt, für Thomas Weber ein "Meilenstein", der die "Abgabemoral immens verbessert hat". Fast immer gehen die Autoren des Gap bei ihren Texten in die Tiefe, das ist nicht nur bei den längeren Artikeln und Interviews so, sondern auch in der stets gut gefüllten Abteilung "Rezensionen". Wenn auch die Selbstherrlichkeit, etwa bei den Buchkritiken, hin und wieder durchschlägt, beweist dieser Magazinteil wie auch der Rest des Hefts eine gewisse Unabhängigkeit von den Labels, Verlagen, Filmfirmen und Konsolenherstellern.