Übereinstimmend findet sich bei den Attraktivsten so etwas wie ein Wohlfühl-Faktor in der Belegschaft. Oft wird das mit schwer fassbaren Begriffen wie „Klima“ und „Atmosphäre“ beschrieben.

Neuesten Studien zufolge dürften die Ursachen für das Gernarbeiten aber näher bei den jeweiligen Vorgesetzten liegen: Wer mit dem Chef im Clinch liegt, ist häufiger depressiv, hat mehr psychische Probleme, und es leidet auch die körperliche Gesundheit, wie Nadia Wagner am Buckinghamshire Chilterns University College in einer Studie mit Krankenschwestern belegen konnte (Psychologie Heute). Dramatisch erhöhter Blutdruck und viel höheres Risiko für Herzerkrankungen hat sie dabei festgestellt.

Miese Chefs können ihen Leuten also sprichwörtlich viel vermiesen. Vor allem, wenn das Verhältnis Mitarbeiter/Chef – wie meistens – stark von Abhängigkeit im Zugang zu Ressourcen gekennzeichnet ist.

Fazit: Die Beziehung zum Vorgesetzten muss stimmen. Da gehört viel dazu. Respekt voller Umgang, Konfliktfähigkeit auf der Basis eines wertschätzenden Menschenbildes. Wahr scheinlich auch der Abschied von falsch verstandener Macht.

Wie wirksam Beziehungsunfähigkeit von Vorgesetzten ist, demonstrieren Umfragen zu den Kündigungsmotiven: Schlechte Beziehung zu den Chefs rangiert ganz oben. Vermutlich verlassen Arbeitnehmer nicht nur „das Unternehmen“, sondern eigentlich den Chef. Umgekehrt haben die „attraktiven Arbeitgeber“ wohl sehr viel mit der Attraktivität der Chefs zu tun. (Der Standard, Printausgabe 4./5.2.2006)