Da liegt er, der Platz - flach, kahl, phantasielos. Halb Parkplatz, halb Rasen, ein paar Bäume, Büsche und Denkmäler. Ungeliebt, unausgegoren, ein Torso. Auf der Volksgartenseite unverbaut und gerade darum ein Riesenplatz. Ein Platz für Riesen, für Helden - der Heldenplatz. „Held”, sagt das etymologische Wörterbuch, kommt aus dem Angelsächsischen, von „hoele”, der Mann. Die indogermanische Wurzel führt zu „kel-” - antreiben - und damit zum „jugendlichen Hirten, der gegen menschliche und tierische Räuber kämpfte”. Von dort war es nicht weit zum Helden und dann - frühneuhochdeutsch - zum Riesen. Der Heldenplatz - ein Platz für Riesen. Das sollen wohl auch die beiden Reiterstandbilder für siegreiche Feldherren demonstrieren: Prinz Eugen (in natura mehr Zwerg als Riese), und Erzherzog Karl, der Sieger von Aspern. Dazu das Heldendenkmal auf der Ringseite, ursprünglich „äußeres Burgtor”, dann zerstört und wiedererrichtet zur Erinnerung an die Völkerschlacht bei Leipzig, schließlich zu Ehren der Gefallenen des ersten Weltkrieges in Heldendenkmal umbenannt. Darin das Grabmal des unbekannten Soldaten. Bei soviel Krieg und Heldentum auf einem Platz nimmt es nicht Wunder, dass auch der Oberheld des Dritten Reiches die Szenerie als Bühne nutzte, um seine jüngste Heldentat, den Anschluss Österreichs, dort kundzutun und mit „seinem” Volk zu feiern. Peinlich, peinlich – vor allem gegenüber dem Ausland. Gerne wären wir den Makel los. Doch die zur Zeit laufende Ausstellung „Alisa Douers“ neben dem Heldendenkmal, die mit Fotos von vielen historischen Veranstaltungen vor und nach 1938 „den Platz von Hitler befreien!" will, beruht auf einem Missverständnis. Selbst wenn wir Hitlers Auftreten in eine Reihe mit anderen stellen und damit relativieren – ein typisch österreichischer Ansatz übrigens - Lieber relativieren als nach den Ursachen suchen - , ändert das nichts am bis heute bestehenden ideologischen Unterbau dieses Platzes, der Hitler sehr zu pass kam: Dem männlichen Heldenwahn. Wer wirklich etwas ändern will muss diesen Wahn hinterfragen und ihm zu Leibe rücken. Hilflos auch Douers Versuch, den Heerscharen der männlichen Heldenplatz-Protagonisten in einem Extra-Schaukasten Wiener „Heldinnen” - in Gestalt von Politikerinnen, Wissenschafterinnen etc. - entgegenzusetzen. So wenig wir Helden brauchen, so wenig brauchen wir Heldinnen. Semantisch sind sie das Gleiche mit umgekehrtem Vorzeichen. Was wir dagegen brauchen, um der ständigen Konditionierung auf Gewalt etwas entgegenzusetzen, sind friedliche Leitbilder und Identifikationsfiguren. Frauen und Männer, die in der zivilen Gesellschaft Besonderes leisten. Die über Grenzen und Differenzen hinweg kooperieren. Dialogfähige Menschen. Menschen und Ideen, die ohne Schwert und Heldenbrimborium auskommen. Daher: Weg mit dem Platz für Helden. Taufen wir ihn friedlich um. In Platz für Menschenrechte etwa. Oder Platz der Begegnung, Platz der Zivilcourage. Oder - in Anlehnung an das Völkerkundemuseum - Platz der Kulturen. Die Liste der Möglichkeiten wäre lang. Und: Bauen wir die hässliche Aufmarschebene friedlich um! Machen wir sie zu einem Park, mit Bäumen, Büschen, lauschigen Plätzchen, an denen sich Liebespaare tummeln statt Helden. Wenn wir demonstrieren müssen, können wir ja immer noch um den Ring wandern.