Wien - Die PreisträgerInnen des Österreichischen Kinder- und Jugendbuchpreises sind in einem Schreiben des Abteilungsleiters der Kunstsektion für Kinder- und Jugendliteratur von der Absage der für 22. Mai geplanten Preisverleihungszeremonie verständigt worden. Das teilte die Interessengemeinschaft Autorinnen Autoren (IG Autoren) am Donnerstag in einer Aussendung mit. Dem war der in einer mehrheitlich unterzeichneten Erklärung geäußerte Wunsch vorangegangen, die Ehrung nicht aus der Hand eines Mitglieds der gegenwärtigen österreichischen Regierung entgegen zu nehmen. Als Begründung für die Absage sei in dem Schreiben die "geäußerte Nichtbereitschaft zur Annahme der Urkunden" genannt worden. Die IG AutorInnen mutmaßt in ihrer Aussendung, dass die Absageentscheidung wohl von der Ressortleitung getroffen wurde und nicht vom Abteilungsleiter, an den die Erklärung der PreisträgerInnen vom 9. Mai auch gar nicht gerichtet war. Autoritär-pädagogische Absage-Erziehungsmaßnahme "Ob es sich bei der zur Absage herangezogenen absurden Begründung, die Kinder- und Jugendbuchautoren hätten die Verweigerung der Urkundenannahme angekündigt, um ein wörtliches Diktat des Staatssekretariats oder um einen Verzweiflungsakt eines mit der Absage beauftragten Beamten handelt, läßt sich nicht sagen, was sich aber sagen läßt, ist, dass sich die Vorbehalte und Bedenken der Kinder- und Jugendbuchpreisträger des Jahres 2000 dadurch bestätigt haben", so IG Autoren-Geschäftsführer Gerhard Ruiss in der Aussendung. "Ein Staatssekretariat von der moralischen Größe, die einem Staatssekretariat für Kunst angemessen wäre, hätte zumindest den Versuch unternehmen müssen, inhaltlich und nicht mit einer autoritär-pädagogischen Absage-Erziehungsmaßnahme zu reagieren". Aus der Kunstsektion des Bundeskanzleramtes sei indes zu hören, dass die Weisung ergangen sei, die Kinder- und Jugendbuchpreisträger künftig zu fragen, ob sie eine Preisverleihungszeremonie wünschen, berichtet der Autorenverband. "Sie sollen allerdings nur die Wahl haben, ob eine Preisverleihung stattfinden soll oder nicht, aber keinen Einfluß darauf nehmen dürfen, wie diese vorgenommen wird und durch wen die Preise übergeben werden", wird gefolgert. (APA)