Vielleicht war es ja naiv zu glauben, dass es der Politik tatsächlich um die Sache ging. Wie sich nun zeigt, versuchen Politiker der beiden Großparteien das Prestigeprojekt für ihre eigenen Zwecke zu instrumentalisieren - um den Preis, dass sogar die prominenten Proponenten inzwischen abgesprungen sind.
Wozu ließ die Regierung eine Standortbewertung erstellen, wenn sie deren Ergebnisse ohnehin nicht berücksichtigt? Wozu wurde eine Arbeitsgruppe eingerichtet, wenn die Wünsche der darin vertretenen Proponenten des Projekts ebenso ignoriert werden? Alles umsonst, wenn auch alles andere als gratis. Aber offenbar wollte sich die Regierung die Chance nicht entgehen lassen, die Errichtung eines Spitzenforschungs-Instituts in Österreich allein auf ihre Fahnen heften zu können.
Die SPÖ macht aber nicht unbedingt eine bessere Figur: Der rote Wiener Bürgermeister Michael Häupl schien zwar von Anfang an verstanden zu haben, welche Chance die Einrichtung für die Stadt Wien bieten könnte. Die jüngsten Aussagen aus Wien lassen am ernsthaften Willen dennoch zweifeln: Als bekannt wurde, dass die Standortentscheidung zu Gunsten von Gugging im schwarzen Niederösterreich gefallen war, reagierte Finanzstadtrat Rieder umgehend: Dann werde Wien eben ein Projekt mit den abgesprungenen Proponenten Zeilinger und Schuster machen - allerdings ohne mit ihnen gesprochen oder ihre Zusage eingeholt zu haben. Der mediale Kinnhaken gegen die Regierung war offenbar wichtiger als eine Lösung.
Ihren absoluten Höhepunkt erlebt diese Farce in der nun entbrannte Debatte um den Namen der Uni: Es lässt sich natürlich darüber streiten, ob sich der Name eines Philosophen tatsächlich für eine Einrichtung eignet, in der naturwissenschaftliche Forschung betrieben werden soll. Letztlich aber ist es egal, wie sie heißt, wichtiger ist, wer dort unter welchen Rahmenbedingungen forschen wird können.