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Die EU hatte Bedenken gegen den Kauf von telering angemeldet.

Foto: APA/Barbara Gindl
Barcelona - Die Übernahme des viertgrößten Handybetreibers tele.ring durch den Marktzweiten T-Mobile Austria dürfte sich nicht nur bis Ende März, sondern sogar bis Ende April verzögern. "Die EU hat noch ein paar Verfahrensschritte eingelegt, die Prüfung kann nun bis Ende April dauern", sagte ein sichtlich verärgerter T-Mobile Austria-Chef Georg Pölzl am Rande der "3GSM"-Handymesse in Barcelona. Die Verzögerung schade sowohl T-Mobile wie tele.ring, kritisierte Pölzl, der jedoch weiterhin von einem positiven Abschluss des Deals ausgeht.

Kaufvertrag im August 2005

T-Mobile hatte tele.ring am 10. August 2005 um 1,3 Milliarden Euro gekauft. Dauert die Prüfung durch die Brüsseler Behörden tatsächlich bis Ende April, wäre die Übernahme der am längsten geprüfte Fall in der europäischen Telekomgeschichte. Die EU-Kommission hatte Mitte November 2005 schwere Bedenken gegen die geplante Übernahme geäußert und in Folge eine vertiefte Wettbewerbsprüfung eingeleitet. Ein Abschluss der Prüfung wurde dann laut T-Mobile bis Ende Februar in Aussicht gestellt.

"Die nunmehrige weitere Verzögerung ist für uns unverständlich, schadet uns, begünstigt den Mitbewerb und führt zu einer Verunsicherung bei unseren Mitarbeitern", betonte Pölzl: "Das ist fast wie eine Folter für die Mitarbeiter".

Weitreichende Auflagen

Vergleichbare internationale Deals wie die Übernahme des drittgrößten niederländischen Telekombetreibers Telfort durch den Marktführer KPN um 1,12 Milliarden Euro seien vergleichsweise nur einige Wochen lang geprüft worden. KPN sei mit Telfort dabei sogar auf 53 Prozent Marktanteil gekommen, während T-Mobile mit tele.ring nur 37 Prozent Marktanteil halte, moniert Pölzl. Zudem habe T-Mobile bereits im Dezember weitreichenden Auflagen - konkret der Abgabe von redundanter Netzinfrastruktur und von UMTS-Frequenzen an die Konkurrenten Hutchison und One - zugestimmt, sodass die EU rasch grünes Licht geben hätte können, so Pölzl. Ursachen Die Verzögerung dürfte mit weiteren Zugeständnissen an die Wettbewerbshüter in Brüssel zusammenhängen. Aus der EU-Kommission heißt es nur, an der Frist - dem 28. März 2006 -, bis zu der die Brüsseler Behörde entscheiden muss, ob sie den Deal genehmigt, habe sich "nichts geändert". Macht allerdings ein Unternehmen mehr als 55 Werktage nach Beginn der vertieften Prüfung neue Zugeständnisse, verlängert sich die Prüffrist um 15 Arbeitstage - also rund drei Wochen bis Ende April. Bedenken Die EU-Kommission hatte am 14. November 2005 "schwere Bedenken" gegen die tele.ring-Übernahme durch T-Mobile geäußert und eine vertiefte Prüfung eingeleitet. Für diese hat sie maximal 90 Arbeitstage Zeit, wobei die Frist aber nur selten komplett ausgeschöpft wird. Die 55-Tage-Frist ist grob gerechnet Anfang Februar abgelaufen. Keine Gefahr Laut Pölzl ist die EU-Kommission mit den bisherigen Zugeständnissen von T-Mobile zwar zufrieden, verlangt aber mehr Details zur geplanten Umsetzung der Auflagen. T-Mobile hat angeboten, UMTS-Frequenzen und redundante Netzinfrastruktur an die Mitbewerber Hutchison und One abzugeben, hat dies bisher aber noch nicht vollzogen.

Deal nicht in Gefahr

Dass der Deal platzen könnte, glaubt der T-Mobile Austria-Chef aber nicht, vielmehr werde es jetzt einen neuerlichen Diskussionsprozess über die Umsetzung der vereinbarten Auflagen geben. Pölzl geht weiterhin davon aus, dass der Fall positiv abgeschlossen wird. Auch mit neuen Auflagen, die über die bereits vereinbarten Zugeständnisse hinausreichen, rechnet er nicht. T-Mobile und der bisherige tele.ring-Eigentümer Western Wireless/Alltel dürften auch nicht von der bis 28. Februar gültigen Ausstiegsklausel Gebrauch machen, die im Zuge des Deals ausverhandelt worden war.

Versprechen

Trotz der nun verlängerten Prüfung werde der mit tele.ring vereinbarte Sozialplan halten, meint Pölzl. Bis Ende 2006 sollen demnach wie berichtet 10 bis 15 Prozent der in Summe 2.220 Mitarbeiter von T-Mobile und tele.ring abgebaut werden.

Die Übernahme von tele.ring ist für die Deutsche Telekom die größte Akquisition seit dem Kauf des US-Mobilfunkbetreiberes VoiceStream (heute: T-Mobile USA) vor fünf Jahren. Ab 2006 sollen die beiden Unternehmen und Netze zusammengeführt werden.

Abschluss

Auch T-Mobile-Chef Rene Obermann ist trotz der bis Ende April verlängerten EU-Prüfung der geplanten Übernahme des viertgrößten österreichischen Handybetreibers tele.ring durch den Marktzweiten T-Mobile Austria weiter an einer Finalisierung des Deals interessiert. T-Mobile werde nicht von der bis 28. Februar geltenden Rücktrittsklausel Gebrauch machen, sondern sei weiterhin daran interessiert, "die Sache zu einem guten Abschluss zu bringen", betonte Obermann am Dienstag in Barcelona vor österreichischen Journalisten bei der "3GSM"-Handymesse.

Keine Überraschung

Die vertiefte Prüfung der Übernahme durch die EU-Kommission sei zwar "nachvollziehbar", "ein gutes Recht der EU-Kommission" und "keine Überraschung", für die beiden Unternehmen und deren Mitarbeiter wäre es aber besser, die Übernahme möglichst rasch durchzuziehen, bemerkte Obermann. T-Mobile glaube, mit der Zustimmung zu weitreichenden Auflagen "alles mögliche getan" zu haben, und sehe "keine nachhaltigen Gründe", warum die Ubernahme nicht genehmigt werden sollte.

Die geplante Übernahme von tele.ring durch T-Mobile sei allerdings vergleichsweise "harmlos" zu von dem der EU genehmigtem Kauf des drittgrößten niederländischen Telekombetreibers Telfort durch den Marktführer KPN, gab Obermann zu bedenken. KPN hat mit Telfort einen Marktanteil von 53 Prozent, T-Mobile kommt mit tele.ring den Angaben zufolge vergleichsweise nur auf 37 Prozent.

(APA)