Der Übergang in die digitale Fernsehwelt ist in vielen europäischen Ländern ein zentrales medienpolitisches Thema. Die Termine zum analogen Switch-Off, d.h. zum vollständigen Umstieg auf digitales Antennenfernsehen, rücken näher. Einige Länder haben sich dabei sehr ehrgeizige Ziele gesetzt. Wie die aktuelle Studie European Digital Terrestrial Television (DTT) von Screen Digest und Goldmedia zeigt, werden europäische Schlüsselmärkte wie Italien, Frankreich und Spanien erhebliche Schwierigkeiten haben, ihre gesetzten Deadlines zu erreichen.

Vorreiterrolle

Im europäischen Ländervergleich steht Deutschland vergleichsweise gut da und ist auf dem besten Weg, den Analog-Digital-Übergang bei der terrestrischen Fernsehversorgung vorzeitig zu vollziehen. Berlin-Brandenburg war bekanntermaßen die erste Region in Europa, in der DVBT vollständig die analoge Terrestrik ersetzte. Dass Deutschland hier eine Vorreiterrolle hat, liegt auch an der vergleichsweise geringen Penetration von terrestrischem Fernsehen. Derzeit sind es nur noch knapp fünf Prozent der deutschen Haushalte, die per Antenne fernsehen. Die übergroße Mehrheit der Haushalte verfügt über einen Kabel- oder Satellitenempfang. Ähnlich ist die Situation in den Beneluxstaaten sowie in den Ländern Nordeuropas.

Probleme

Die Durchsetzung des digitalen Antennenfernsehens ist in anderen Regionen Europas sehr viel komplizierter. In Italien gab es Ende 2005 europaweit mit knapp 14 Millionen noch die meisten analogen Antennenfernsehhaushalte. Frankreich liegt mit 12 Millionen Haushalten knapp dahinter. Es folgen Spanien mit 9,3 Millionen und Großbritannien mit 7,5 Millionen Haushalten. Dementsprechend haben sich auch Großbritannien, Frankreich, Italien und Spanien längerfristige Termine beim Umstieg gesetzt und ihre Switch-Off-Deadlines erst zwischen 2010 und 2012 (außer Italien) angesetzt, also zwei bis vier Jahre später als die meisten Länder Nordeuropas und die Beneluxstaaten.

Schwierigkeiten Pläne fristgerecht umzusetzen

Trotz späterer Umstellungsziele scheinen vor allem Italien, Frankreich und Spanien große Schwierigkeiten zu haben, ihre Pläne fristgerecht umzusetzen. Wollte Italien den Umstieg gar bis 2008 realisieren, so müssten pro Jahr 4,6 Millionen Haushalte auf DTT umgestellt werden, die höchste Switch-Off-Quote in Europa. Frankreich hätte 2,1 Millionen Haushalte jährlich umzurüsten und Spanien 1,6 Millionen. In Großbritannien müssten nur 803.000 Haushalte pro Jahr auf digitalen Empfang umstellen, eine Zahl, die auch angesichts des Erfolgs von Freeview realistisch erscheint.

Ein einziger digitaler Zugang bedeutet allerdings noch lange nicht die vollständige Umrüstung des Haushalts auf digitalen Antennenempfang. Häufig sind weitere Geräte wie Videorekorder sowie Zweit- und Drittfernseher mit analogem Empfang vorhanden und müssen gleichfalls umgerüstet werden. (red)