Martina Salomon Wien - Sie wurde knapp vor der letzten Nationalratswahl als eine von vier neuen Powerfrauen der ÖVP präsentiert. Neoabgeordnete Ulrike Baumgartner, Geschäftsführerin im Verband der E-Werke, ärgert sich mittlerweile vor allem über das "Heimchen am Herd"-Image, das an der ÖVP haftet wie Superkleber. Das sei billige, parteipolitisch motivierte Polemik, sagt sie im STANDARD-Interview. Besser, als sich gegenseitig zu attackieren, wäre es, auch in der Politik Frauennetzwerke zu bilden. Ein Frauenministerium brauche es dazu aber nicht: "Das ist Symbolpolitik, das ist uninteressant." Viel wichtiger wäre es, mehr Männer in Frauendomänen sowie mehr Frauen in Führungspositionen zu bringen. Die Gewerkschaft habe hier "nicht wahnsinnig viel eingebracht". So müssten Kollektivvertragslöhne in "Frauenbranchen" - wie Kindergartenpädagogik - angehoben werden. Dann wären sie auch für Männer interessanter. Und was ist mit der Frauenquote? "Ich bin eigentlich dagegen. Aber vorübergehend ist es ein Hilfsinstrument, solange niemandem etwas Besseres einfällt." ÖVP-intern wird gerade die Frauenquote von einem Drittel erfüllt. Die Partei könnte mit besserem Beispiel vorangehen, merkt die frühere Kabinettschefin Schüssels kritisch an. Sie wünscht sich einen breiteren Familienbegriff in der ÖVP, der auch explizit die Alleinerzieherinnen einschließt, wiewohl sie diese Lebensform nicht als Ideal ansieht. "Da zahlen wieder die Frauen drauf." Das Hauptproblem vieler Karrierefrauen sei der Perfektionszwang, der letztlich Wettbewerbsnachteile gegenüber den Männern bringe, die es lockerer nehmen. "Frauen haben einen höheren Anspruch an sich" - im beruflichen wie im familiären Alltag. "Schließt die Männer nicht aus der Kindererziehung aus", appelliert Baumgartner an ihre Geschlechtsgenossinnen. Denn die "Unterväterung" der Gesellschaft sei schlecht. Studien zeigten, wie wichtig die Anwesenheit von Männern für den Nachwuchs sei. Positiver Nebeneffekt: Fallen mehr Männer durch Pflegefreistellungen aus dem Arbeitsprozess aus, sinkt die "Scheu" der Arbeitgeber, Frauen einzustellen. Dem einstigen SPÖ-Modell: "einkommensabhängiges Karenzgeld" nach dem Vorbild Schwedens, das auch die besserverdienenden Männer zur Babypause bewegen könnte, steht sie grundsätzlich positiv gegenüber. Einziger Haken: "Es ist absolut unfinanzierbar." Grundsätzlich vertritt Baumgartner für die ÖVP ein sperrigeres Thema: Sie ist Verfassungssprecherin. Die vier Frauen, die sich Schüssel im Oktober holte, haben nämlich beschlossen, "in Männerthemen reinzugehen" und sich nicht auf klassisch weibliche (Sozial-)Themen festnageln zu lassen.