Noch ist der Blick vom Donnerbrunnen auf den Neuen Markt mit Autos verstellt. Eine Bürgerbefragung soll jetzt über den Bau einer Tiefgarage entscheiden.

Foto: Standard/Regine Hendrich
Wien - Ab kommendem Montag ist es so weit: Rund 800 Anrainer und Geschäftsleute am Neuen Markt in der Wiener Innenstadt können im Rahmen einer Bürgerbefragung entscheiden, ob sie eine Neugestaltung des Platzes mit oder ohne die geplante Tiefgarage wünschen.

Im Vorfeld der von Bezirksvorsteherin Ursula Stenzel (VP) initiierten Befragung, die bis 3. März läuft, haben sich bereits die Fronten formiert: Die schon zu Beginn der Debatte 2003 gegründete "Bürgerinitiative Neuer Markt" kämpft mit Plakaten und Flugzetteln gegen das "absurde Tiefgaragenprojekt", während die neue "Initiative Pro Neuer Markt" mit persönlich adressierten Briefsendungen Stimmung für den Garagenbau macht. Das hat wiederum die Gegner rund um den ehemaligen Grünen Nationalrat Herbert Fux auf den Plan gerufen, die den Befürwortern - unisono mit Stenzel - "Irreführung" vorwerfen.

Zuletzt hatte Stenzel der Firma Breiteneder, welche die Garage errichten soll, unterstellt, ein Drittel der 350 Parkplätze für das Hotel Ambassador und Ariel Muzicant, den Präsidenten der Israelitischen Kultusgemeinde, reserviert zu haben. Was von Johann Breitender zurückgewiesen wird: "Es gibt keine Sonderbehandlung." Breiteneder hatte sich am Donnerstag in den Konflikt, der zunehmend zur Schlammschlacht ausartet, eingeschaltet - um "die Bevölkerung im Grätzel richtig zu informieren".

Immense Kosten bei Nicht-Errichtung

Auf den ersten Bezirk kämen bei der Nicht-Errichtung der Garage vor allem immense Kosten zu: Vier Millionen Euro wurden allein für Vorleistungen und Planungen veranschlagt. Derzeit lasse man ein Rechtsgutachten erstellen, wer dafür aufkommen muss, sollte das Projekt scheitern. Hinzu kämen 4,5 Millionen Euro für die Oberflächengestaltung des Neuen Markts. Nach den Plänen von Architekt Paul Katzberger sollen der Platz sowie einige umliegende Gassen in eine Fußgängerzone umgewandelt werden. Stenzel hingegen will eine Begrünung und eine verkehrsberuhigte Zone rund um den Platz.

Vorsorglich hat Stenzel dem Wahlzettel ein Schreiben beigelegt, in dem sie die Nachteile des Projekts beschreibt. Sollte die Befragung für die Tiefgarage ausfallen, wird Stenzel wohl keinen Platz darin bekommen - sie findet sich laut Breitender nicht auf der langen Vormerkliste. (kri, DER STANDARD - Printausgabe, 17. Februar 2006)