Es war Bruno Kreisky, der die Blume 1972 in die österreichische Bildungslandschaft gepflanzt hat. "Freier Hochschulzugang" lautete die gesellschaftspolitische Vision, die den sozialistischen Bundeskanzler dazu veranlasste, die Unis zu öffnen und den Zugang zu höherer Bildung durch gebührenfreie Studien potenziell für alle zu ebnen. Gleiche Bildungschancen für alle - unabhängig von Geschlecht, Einkommen oder sozialer Klasse, lautete das Ziel. Die Unis sollten nicht mehr nur Stätte zur Reproduktion sozialer Eliten sein, sondern für breite Bevölkerungsschichten ein Fahrstuhl nach oben werden.

Mehr als drei Jahrzehnte später zeigt sich die Blüte des "freien Uni-Zugangs" ziemlich verwelkt. Die Hoffnungen in diesen unzweifelhaften Meilenstein haben sich nur teilweise erfüllt. Unbestritten ist der Erfolg auf der Geschlechterebene: Die Frauen haben zumindest bei Studienanfängern und ersten Abschlüssen die Männer überholt. Bei der sozialen Zusammensetzung der Studierenden ist der freie Zugang aber klar gescheitert. Arbeiterkinder sind noch immer unterrepräsentiert, Akademikerkinder landen noch immer viel selbstverständlicher an der Uni. Dort sind sie zwar - bis auf die Irritation durch zuletzt ziemlich viele Deutsche - einigermaßen unter sich, aber es wurde trotzdem ziemlich eng und unwirtlich im Lauf der Zeit.

Von Freiheit ist an den Unis wenig zu spüren. Die Luft im Lift nach oben wird knapp. Die Freiheit, die den Fahrgästen bleibt, schmeckt nach Unfreiheit - irgendwie durchhalten oder frustriert wieder aussteigen und die Fahrt abbrechen. Die Freiheit der Politik ist zweigesichtig. Entweder klar sagen: Mehr haben halt nicht Platz. Oder: Wir schaffen neue Lifte, also mehr Studienplätze. "Freier Uni- Zugang" kostet heute einfach mehr als zu Kreiskys Zeiten. Weniger wichtig ist er noch immer nicht. (DER STANDARD, Printausgabe, 17.2.2006)