Frankfurt/Main - Während einer Premiere im Frankfurter
Schauspiel ist es am Donnerstagabend zu einem Eklat gekommen.
Schauspieler Thomas Lawinky beschimpfte den Kritiker der "Frankfurter
Allgemeinen Zeitung", Gerhard Stadelmaier, und entriss ihm den
Notizblock. "Das Arbeitsverhältnis wurde einvernehmlich beendet",
teilten die Städtischen Bühnen am Freitag mit. Zuvor hatte Frankfurts
Bürgermeisterin Petra Roth (CDU) die Entlassung Lawinkys gefordert.
"Es gibt keinen anderen Weg", sagte Stadelmaier der dpa. Der als
gefürchteter Kritiker geltende Journalist kündigte eine Strafanzeige
gegen den Darsteller an.
Block entrissen und Beleidigungen hinterher gerufen
Bei der Premiere im Werkraumtheater der Städtischen Bühnen wurde
das Stück "Das große Massakerspiel oder Triumph des Todes" von Eugéne
Ionesco aufgeführt. Theaterkritiker Stadelmaier hatte sich nach
eigener Darstellung während der Aufführung kurz mit einem Kollegen
unterhalten und dabei leise gelacht. Daraufhin habe ihn der
Schauspieler angesprochen und ihm nach einem kurzen Wortgefecht mit
den Worten "Mal sehen, was der Kerl geschrieben hat" seinen Block
entrissen. Lawinky habe aber anscheinend seine Schrift nicht lesen
können und ihm den Block wieder gegeben. Er, Stadelmaier, sei
daraufhin gegangen. Der Schauspieler habe ihm Beleidigungen hinterher
gerufen.
Schauspieler sagte zu, sich persönlich zu entschuldigen
"Das war ein Angriff auf die Pressefreiheit", sagte Stadelmaier.
Die Intendantin des Schauspiels Frankfurt, Elisabeth Schweeger,
entschuldigte sich bei dem Kritiker. Der Schauspieler habe "außerhalb
des künstlerischen Konzeptes und der Festlegung der Inszenierung"
überreagiert. "Dieses Verhalten entspricht nicht meinem Verständnis
von Kunst", erklärte Schweeger in einer Stellungnahme. Lawinky habe
ihr zugesagt, sich persönlich bei Stadelmaier in aller Form zu
entschuldigen. (APA/dpa)