Rom - Der britische Rechtsanwalt David Mills hat vor den Ermittlern zugegeben, vom italienischen Ministerpräsidenten Silvio Berlusconi im Jahr 1999 600.000 Dollar (505.774 Euro) kassiert zu haben. Die römische Tageszeitung "La Repubblica" veröffentlichte in ihrer Samstag-Ausgabe das Geständnis Mills vor den Mailänder Staatsanwälten, die seit Jahren wegen Bestechung beim Erwerb von Fernsehrechten ermitteln. Mills betonte, er habe vor Gericht nichts Falsches ausgesagt, allerdings Berlusconi "auf die bestmögliche Weise" vor Gericht beschützt zu haben.

Der Premierminister wollte Mills mit dem Schwarzgeld angeblich dazu bewegen, einen Teil seiner Informationen über mutmaßliche Schwarzgeldkonten seiner Mediengesellschaft Mediaset zu verschweigen, vermuten die Ermittler. Das Geld sei von einem Berlusconi-Vertrauten, Carlo Bernasconi, auf ein Schweizer Bankkonto überwiesen worden, verlautete aus Mailänder Justizkreisen.

Finanzberater

Mills ist eine Schlüsselfigur in einem ausgedehnten Verfahren über Schwarzgelder und illegale Parteienfinanzierungen, die Berlusconis Mediaset in den 90er Jahren angeblich gezahlt bzw. getätigt haben soll. Dabei geht es um einen undurchsichtigen Kauf von Filmübertragungsrechten, Mills war Berlusconis Finanzberater für ausländische Aktivitäten.

Das Bekanntwerden der neuen Anklage gegen Berlusconi fällt nach Ansicht seiner Verteidiger auf auffällige Weise mit dem Beginn des Wahlkampfs zusammen. Auch sein Sohn Piersilvio und seine Tochter Marina sollen in diesem Zusammenhang vernommen werden.

Im Zusammenhang mit den Vorwürfen gegen den Ministerpräsidenten finden im Mailänder Justizpalast Anhörungen vor dem Untersuchungsrichter gegen 14 Beschuldigte wegen Unterschlagung, Bilanzfälschung und Steuerbetrug statt, darunter Marina und Piersilvio Berlusconi, die im Medien-Imperium tätigen Kinder des Ministerpräsidenten. (APA)