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STANDARD: Halten die MBA-Programme im Einzelfall, was der Titel verspricht?

Joksch: Nein. Der Punkt ist, dass in Österreich derzeit jeder, der Bildung anbietet, plötzlich einen MBA vergeben möchte. Davon sind aber nur ganz wenige wertvoll. Ich wünsche mir eine Marktliberalisierung, aber mit Mindeststandards. Viele meinen, ein MBA in Krems ist gleich dem MBA der FH sowieso, ist gleich dem der Imadec. Aber das kann es ja wohl nicht sein.

STANDARD: Was macht denn einen MBA in Wirklichkeit aus?

Joksch: Der MBA war immer ein englischsprachiges Studium. Nach einem Bachelor in Technik, Medizin, Theologie - was auch immer - hat man es draufgesetzt. Das ist sinnvoll, weil man mit einer technischen Ausbildung allein nicht die Skills hat, ein Unternehmen zu führen. Wenn ich mir die österreichische Landschaft anschaue, sehe ich gerade zwei, drei ausschließlich in Englisch laufende Studien. Je jünger die Teilnehmer, desto stärker wird auch spezialisiert. Wer viel Erfahrung hat, passt ins Executive-MBA-Programm, wo man den Wunsch hat, ein Unternehmen ganzheitlich zu begreifen.

STANDARD: Wie sind die Rahmenbedingungen zu bewerten?

Joksch: Wichtig ist das Ausleseverfahren: Wer darf hinein? Der schlechteste Teilnehmer sollte noch immer zur Spitze gehören, denn ein super MBA-Programm muss auch die bestmöglichen Studenten und Professoren haben. Das ist der Punkt, und da vermisse ich am heimischen Markt schon einiges - man schreibt halt jetzt leichtfertig überall MBA hin.

STANDARD: Aber ist man sich inhaltlich nicht total nahe?

Joksch: Seitdem der Kopierer erfunden ist, ist es einfach, Studienpläne zu übernehmen. Den wirklichen Unterschied erfährt man, indem man schaut: Wer sitzt in der Klasse, wer unterrichtet? Wir haben pro Jahr 30 Professoren von der University of Texas at Austin, die auch dort in den MBA-Programmen unterrichten. Daneben haben wir selbst eine Fakultät aufgebaut, weil es sehr bedeutend ist, dass man Leute hat, die im Rahmen der Abschlussarbeit mit den Studenten arbeiten. Das führt uns zum nächsten Punkt: Wir verlangen eine Masterthese.

STANDARD: Ist das ist nicht klar?

Joksch: In Amerika wurde die Masterthese 1976 abgeschafft, weil das sehr mühsam zu betreuen ist. Man spricht zwar immer von den Massenuniversitäten in Europa, aber die gibt es genauso in Amerika - nur ist da die Betreuungsqualität ein bisschen eine andere. Wir haben die Masterthese wieder eingeführt, weil man damit z. B. sehr gute Businesspläne erarbeiten kann. Die Unternehmen profitieren davon, und der Student lernt sehr viel für seine tägliche Arbeit.

STANDARD: Inwiefern spiegeln sich Erfolg und Qualität eines Anbieters in Rankings?

Joksch: Wenn man vorkommt, ist es ganz gut, aber man darf das nicht überbewerten. Darüber hinaus besteht die Frage, welche Jobmöglichkeiten die Absolventen haben. Dem wird in Europa noch nicht wirklich viel Platz eingeräumt.

STANDARD: Neben dem berufsbegleitenden Angebot gibt es einen Haufen Vollzeit-MBAs. Ist es kein Nachteil, wenn die Leute aus dem Job weg sind?

Joksch: Das Problem ist ja ein ganz ein anderes: Unsere Studenten studieren alle, bis sie 27 oder 28 sind. Dass einer mit 22, 23 ein Studium abschließt, kommt eher selten vor. Wenn es aber so wäre, dann sollte man ein bisschen Praxis machen und sich dann ein Timeout nehmen, um ein weiteres Studium anzugehen. In einem anderen Land, einer anderen Kultur. Wir sind aber mit der Zielgruppe unserer Studenten ganz woanders. Die sind um die 40 Jahre alt. So jemand hat in der Regel Familie. Der kann es sich nicht leisten, raus aus dem Job zu gehen, sondern braucht das berufsbegleitend. (DER STANDARD-Printausgabe, 18./19.2.06)