Wien – Das Postenkarussel in der ÖBB dreht sich. Der Startschuss für die Suche nach drei Vorstandsmitgliedern für die operativen Gesellschaften ÖBB Infrastruktur Bau AG, ÖBB Infrastruktur Betrieb AG und Rail Cargo Austria (ÖBB-Güterverkehr) ist am Wochenende gefallen, es wurden drei Stellenausschreibungen publiziert.

Ob sich eine Bewerbung in allen drei Fällen lohnt, darf freilich bezweifelt werden. Denn zumindest für die Bau AG hat ÖBB-Holding- Chef Martin Huber bereits einen Wunschkandidaten: Alfred Zimmermann, Vorstand der Betrieb AG und derzeit – interimistisch – in Personalunion auch Bau-Vorstand. Eigentlich sollte Zimmermann, der bereits vor der ÖBB- Reform für die gesamte Infrastruktur (also Bahnbetrieb und -bau, Anm.) zuständig war, nur den erkrankten Thomas Türinger (Planung & Engineering) ersetzen. Nach dessen überraschendem Ableben am Wochenende will Bau-Aufsichtsratspräsident Huber die Schlüsselstelle aber ehebaldigst neu besetzen.

Nur ein Posten frei

Dass sich Zimmermann bewerben wird, davon geht man in der Bahn aus, weshalb in der Betrieb AG demnächst der Sessel neben Peter Klugar frei werden dürfte. Er könnte, so bei der Gelegenheit der Bahnbau der Betrieb AG samt 6000 bis 8000 Bauarbeitern in die Bau AG verschoben wird, intern nachbesetzt werden. Als "externer" Favorit gilt Zentralbahnhof-Beauftragter Arnold Schiefer, der bereits signalisiert hat, mit der Brennerbasistunnel-Gesellschaft dauerhaft nicht das Auslangen zu finden.

Lohnender dürfte da schon eine Bewerbung – alle Fristen enden am 20. März – für einen Chefsessel in der Rail Cargo Austria (RCA) sein. Frei wird, heißt es in hohen Bahnkreisen, jener Ferdinand Schmidts, dessen Vertrag zu Jahresmitte ausläuft (DER STANDARD berichtete).

"Nicht geplant ist", versicherte ein Bahnsprecher am Montag, dass die Personalsuche durch den Personalberater Egon Zehnder International unterstützt wird. Es sei weder ein entsprechender Auftrag vergeben worden, noch habe man dies vor. Bewerbungen sind übrigens trotzdem nicht direkt an ÖBB-Chef Huber zu schicken, sondern an dessen Personalchef Franz Nigl.

Mehr Fernfahrer im Jänner

Nicht weiter vermehrt haben sich seit der ÖBB-Reform die Chefposten, wohl aber die Passagiere. Im Jänner gab es laut Personenverkehrsvorstand Stefan Wehinger um 7,9 Prozent mehr Buchungen im nationalen Fernverkehr, und ein Plus von 9,2 Prozent bei Buchungen ins Ausland. Die Zahl der Passagiere habe sich gegenüber 2005 um rund neun Prozent auf 1,5 Millionen erhöht. Auch im Nahverkehr und bei den Umsätzen gebe es ein Plus, Daten lägen aber noch nicht vor. Die ÖBB führen die Steigerungen auf zielgruppenorientierte Marketing, und verbessertes Wagenmaterial zurück. Einziger Wermutstopfen: Der Öko-Bonus, der den Eisenbahnern bei verbesserter Beförderungsleistung zusteht, hat sich nicht erhöht. (ung, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 21.2.2006)