Eine der Kostbarkeiten aus der Klosterbibliothek: Ein Willehalm-Fragment aus dem 13. Jahrhundert von Wolfram von Eschenbach.

Foto: www.franziskaner.at/Graz

Gang in der Bibliothek des Franziskaner Klosters in Graz.

Foto: www.franziskaner.at/Graz
Graz - In alten Werken forschen soll man bald in der Bibliothek des Franziskaner Klosters im Herzen von Graz können. Ab dem Frühjahr macht der Bettelorden seinen Bestand von rund 41.000 Büchern der Öffentlichkeit zugänglich. Möglich wird dies durch die EDV-mäßige Vernetzung mit den Universitätsbibliotheken. Ein Teil des Hauses wird bereits zu einem "Interdisziplinären Kultur- und Forschungszentrum" umgebaut.

Seit Mitte Oktober und noch bis zum März wird im ersten Stock des Westtrakts gearbeitet. Der mittelalterliche Teil und die alte Wehranlage werden zu einem "Interdisziplinären Kultur- und Forschungszentrum" umgebaut. Neben Büro- und Leseräumen werden Säle für Vorträge, Ausstellungen und Veranstaltungen errichtet, erklärt Pater Matthias Maier im Gespräch mit der APA.

Klosterbibliothek online

Bald wird auch der Bestand der Klosterbibliothek online verfügbar sein. Bücher, mittelalterliche Handschriften und Inkunabeln werden mit dem Bibliothekenprogramm des "Verbundes Österreichischer Bibliotheken" digital erfasst und mit den Universitätsbibliotheken vernetzt. "Die Bibliothek selbst wird für die Menschen nicht zugänglich sein, aber in geregelten Zeiten können sich Interessierte und Forscher in den dafür adaptierten Räumen des Klosters den Werken widmen", so der Pater.

Auf rund 600.000 Euro werden sich die Kosten für den Umbau belaufen, schätzt der Franziskaner. Leicht sei das Geld für den Bettelorden nicht aufzutreiben. Gesponsert wird das Projekt von einer steirischen Bank, die Stadt Graz subventioniert mit 50.000 Euro.

An jedermann vermieten werde man die Räume nicht, so Pater Matthias. "Es geht uns schon auch um den Inhalt der Veranstaltung." Diesbezüglich soll ein Austausch auf nicht finanzieller Ebene stattfinden. Das Ziel sei, ein Umfeld für Begegnungen in der Innenstadt zu schaffen, aber gleichzeitig die "eigene Sache" zu vermitteln, erklärt der Franziskaner.

"Mittelalterliche Graffiti"

Wert legt man beim Umbau des Trakts darauf, Altes nicht zu zerstören: So wurden freigelegte Teile der alten Grazer Stadtmauer mit "mittelalterlicher Graffiti" in den Umbau einbezogen, so der Pater. Die alten Schießscharten sowie ein Portal aus dem 13. Jahrhundert wurden in die schlichte moderne Architektur eingegliedert.

Seit 1968 vereint die Bibliothek der Grazer Franziskaner alle mittelalterlichen und neuzeitlichen Handschriften, Inkunabeln und Drucke, die sich früher in den Konventsbibliotheken der Wiener Ordensprovinz befanden. Der wissenschaftliche und geistige "Schatz" umfasst den Zeitraum von 1467 bis 1700, wie Bibliothekar Frater Didacus Sudy erklärt. Darunter finden sich 846 Inkunabeln in 751 Bänden und rund 60 Handschriften. (APA)