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Der typische Nordsee-Kunde ist weiblich, gut gebildet, rund 36 Jahre alt und gibt etwa sechs Euro pro Restaurantbesuch aus. Im Bild: Nordsee-Chef Heiner Kamps.

Foto: APA/Roland Schlager
Wien - Mit einem neuen Unternehmenskonzept will der neue Eigentümer der Fisch-Restaurants Nordsee, der ehemalige Großbäcker Heiner Kamps, die Kette profitabler machen. "Der vorherige Eigentümer, die Kapitalgesellschaft Apax, wollte aus der Nordsee eine Art Fisch-Fastfood-Kette machen. Das ist war die falsche Richtung und hat sich auf die Ergebnisse niedergeschlagen."

Kamps, der die Restaurants im Oktober des Vorjahres übernommen hat, will, dass in die 365 Filialen in Deutschland plus die 50 in Österreich Bio- und Erlebnisküchen, Meeresbuffets und Snack-Shops Einzug halten. Das Fisch-Angebot soll erweitert werden, beispielsweise um in Österreich gefangenen Fisch.

Das operative Ergebnis, das letztes Jahr insgesamt bei 16 Mio. Euro lag und heuer auf 27 Mio. steigen soll, wird zu diesem Zweck reinvestiert. Ohne Franchiseumsätze wird für das laufende Geschäftsjahr (Ende 30. September) ein Umsatz von rund 352 Mio. Euro, plus 3,5 Prozent, erwartet.

Osteuropaexpansion angedacht

Auch eine Expansion nach Osteuropa, eventuell in den Mittleren Osten, wird angedacht. Dabei will Kamps nicht Filialen "hier und dort" eröffnen, sondern in großem Stil, mit Jointventure-Partnern ein Filialnetz aufbauen. Auch in Österreich kann sich Kamps einige weiteren Filialen vorstellen.

Die Struktur des Unternehmens mit 6000 Mitarbeitern (in Österreich 740) wurde seit Kamps Einstieg schlanker gemacht und dezentralisiert. Die Verantwortlichkeiten der lokalen Führung wurde gestärkt. Vorstand gibt es keinen mehr - "und keiner merkt's", so Kamps. Die Werbestrategie soll "weniger flippig" werden und sich mehr auf den Point of Sales konzentrieren.

Mehrheiten

Kamps hatte 2002 sein Bäckereiimperium an den italienischen Nudelspezialisten Barilla im Rahmen einer feindlichen Übernahme verloren. Sein Kredo ist seither, niemals die Mehrheit aus der Hand geben. Allerdings hat er aus der Übernahme kolportierte 60 Mio. Euro lukriert.

Über die BHVGmbH (Beteiligungs- Beratungs- und Vermögensgesellschaft) ist Heiner Kamps seit 2003 an mehreren Unternehmen beteiligt. Über die Holding Kamps Food Retail Services kaufte er im Vorjahr die Nordsee-Kette. Erklärtes Ziel ist, unter dieser Holding mehrere Food-, Retail-, Catering- und Bäckereifirmen zu bündeln und "damit entsprechende Synergien zu heben." Laut Kamps gibt es derzeit keine Gespräche, was österreichische Beteiligungen betrifft. Nicht bestätigten Gerüchten zufolge soll Kamps im Vorjahr Interesse an der Wiener Großbäckerei Ankerbrot gehabt haben, die der deutschen Backindustriellen-Familie Ostendorf gehört. (Ruzicka Johanna, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 24.2.2006)