Foto: Cover BOB/Ditz Fejer
Bob also. Ein Heft aus Graz, entstanden im ziemlich weitläufigen Freundeskreis der Macher Wolfgang Haas, Alois Gstöttner, Kira Kirsch und Anaïs Horn, die sich für die Herausgabe von Bob zum "Club Bellevue" zusammengefunden haben.

Kreativplattform

Ein Heft, das sich als Kreativplattform versteht, Schriftsteller genauso wie Architekten, Philosophen, Designer und Soziologen einbindet, sich laut Eigendefinition auf "unbekannte aber auch auf etablierte Autoren" stützt und so, ebenfalls wieder laut Eigendefinition, "Inspiration und intensive Auseinandersetzung" bietet.

Zunächst klingt das ziemlich gestelzt und wäre nicht gerade ein Alleinstellungsmerkmal, weil: Welches Magazin glaubt schon von sich selbst, dass es keine "Inspiration und intensive Auseinandersetzung" bietet, sondern Langeweile und schnell hingerotzte Texte verscherbelt, selbst wenn es genau das tut?

Bob ist ein wildes Ding

Im Gegensatz zu den meisten anderen Heften, egal ob neue Garagenblätter oder arrivierte Hefte der herkömmlichen Verlagsriesen, löst Bob dieses Versprechen ein. Bob ist ein wildes Ding, optisch wie inhaltlich. Lange Fotostrecken wechseln sich mit langen Texten ab, alles in allem ist es ein scheinbar unzusammenhängender Mischmasch, und dass es bei Bob so etwas wie einen Blattmacher gibt, der sich einen Rhythmus und eine logische Abfolge für die Geschichten überlegt hat, würde niemand vermuten.

Vielleicht ist es an manchen Stellen zu überdesigned, vielleicht flattert die Grafik von Geschichte zu Geschichte zu sehr auseinander, weil sich die Heftdesigner mit jeder Geschichte neu beweisen wollen und dadurch auf ein Gesamtkonzept pfeifen und sicher sind manche Texte im Blatt, über deren Textqualität man streiten kann. Aber genau das macht den Reiz des Heftes aus.

An die Wäsche

Stylishe, cleane Magazine, deren Systematik sich für jeden Leser von selbst erschließt, gibt es schließlich bereits genug und wahrscheinlich würde es für ein Garagenheft auch gar keinen Sinn machen, sich mit diesen Produkten zu matchen.

"Monothematisch. Multiperspektivisch" bezeichnen die Macher ihr Heft, und das ist vielleicht das Mutigste an Bob. Das erste Heft beschäftigte sich mit der Frage "Wer bin ich", das zweite drehte sich um "Eskapaden" und im dritten, das im Mai erscheinen soll, dreht sich alles um "Mutter".

Monothematische Magazine sind nämlich nicht nur schwieriger zu füllen als andere. Auch der Verkauf ist, gerade bei einem Heft, das ohne Marketing auskommt, nicht gerade leicht. Wenn man aber der relativ kleinen Zielgruppe auch noch ein fixes Thema vorsetzt, das möglicherweise nicht alle aus der Zielgruppe interessiert, engt die Verkaufschancen wohl noch zusätzlich ein.

Kleine, aber sehr feine Spaßpostille

Aber vielleicht geht es den Machern von Bob auch gar nicht so sehr um den Einzelverkauf, obwohl sie ihr Magazin nicht nur in Österreich, sondern auch in der Schweiz und Deutschland auf den Markt schmeißen: Insgesamt wirkt Bob eher wie eine kleine, aber sehr feine Spaßpostille, die vor allem ihren Machern gefallen soll. Sowohl in der Erscheinung als auch in der Machart ist es weniger ein Magazin als ein Kunstprojekt. Und da passt es auch ganz gut, dass "Bob" die definitiv beste Merchandising- Maschinerie aller neuen Magazine aufgebaut hat. Bob gibt es nämlich mittlerweile im Internet nicht nur als Heft, sondern auch als Label für T-Shirts, Unterwäsche und Turnschuhe. Und auch das ist gar keine schlechte Idee. (DER STANDARD, Printausgabe, 24.2.2006)