Beunruhigende Rede vor der UNO
Die Vorstellung, dass Ahmadinejad ein eschatologischer Apokalyptiker sein könnte, beunruhigt westliche Iran-Experten. Der heute in Deutschland Iranistik lehrende Hajatpour und Autor von "Der brennende Geschmack der Freiheit" verwies in diesem Zusammenhang auf Ahmadinejads verwirrende Rede vor der UNO-Vollversammlung im September.
Dabei hatte er über weite Strecken Bezug auf den 12. Imam der Schiiten, den Mahdi, genommen und später gemeint, er habe sich während der Rede "erleuchtet" gefühlt. Der Mahdi entschwand 941 n. Chr. aus der nun von einer Bombe zerstörten Moschee von Samarra in die "Entrückung" und wird erst, so der Glaube, kurz vor der Apokalypse zurückkommen, um die Gläubigen zu retten.
Radikale Hojjatiehs in den 50er Jahren gegründet
Die Ideologie der Hojjatiehs - einer radikalen theologischen Gruppierung, die in den 50er Jahren gegründet und 1983 verboten wurde - geht davon aus, dass die Schaffung von Chaos auf Erden, das Erscheinen des Mahdi begünstige. Je mehr sich Terror und Unordnung in der Welt verbreiten würden, umso wahrscheinlicher sei das Eingreifen des Erlösers.
Diese Vorstellung war allerdings nicht im Sinne des iranischen Revolutionsführers Ayatollah Khomeini. Dieser hatte seine Landsleute dazu aufgefordert, alle Anstrengungen zu unternehmen, um das Kommen des Imam-Mahdi "herbeizuarbeiten", aber gleichzeitig vor militanten Aktivisten und "missgeleiteten Laien" gewarnt, die die Welt in ein Chaos versetzen wollten, um das Erscheinen des Mahdi zu beschleunigen.
Auf die Frage der Presse, ob Ahmadinejad Atomwaffen anstrebe, meinte Hajatpour, der sich auf Einladung des Renner-Instituts in Wien aufhielt: "Langfristig strebt der Iran sicherlich auch Atomwaffen an. Immerhin ist der Iran von Ländern umgeben, die Nuklearwaffen besitzen. Aber auch die Idee wirtschaftlicher Unabhängigkeit spielt eine Rolle, der Iran besitzt selbst Uran und will daher einen Reaktor."
Früherer Mullah sieht politische Veränderungen