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Der iranische Präsident Mahmoud Ahmadinejad am Grab von Ayatollah Khomeini.

Foto: AP/ISNA, Mehdi Ghasemi
Wien - Der iranische Präsident Mahmoud Ahmadinejad steht nach Angaben eines früheren Mullahs einer auf die Apokalypse ausgerichteten Sekte nahe. Nach dem Glauben der "Hojjatieh" wird die Rückkehr der Messias-Figur Mahdi durch die Schaffung von Chaos auf Erden gefördert. "Vielleicht kann man manche Handlungen der iranischen Regierung auf diese Weise deuten", meinte der aus seiner Heimat geflüchtete Religionsgelehrte Reza Hajatpour in einem Interview mit der Tageszeitung "Die Presse" (Samstagsausgabe).

Beunruhigende Rede vor der UNO

Die Vorstellung, dass Ahmadinejad ein eschatologischer Apokalyptiker sein könnte, beunruhigt westliche Iran-Experten. Der heute in Deutschland Iranistik lehrende Hajatpour und Autor von "Der brennende Geschmack der Freiheit" verwies in diesem Zusammenhang auf Ahmadinejads verwirrende Rede vor der UNO-Vollversammlung im September.

Dabei hatte er über weite Strecken Bezug auf den 12. Imam der Schiiten, den Mahdi, genommen und später gemeint, er habe sich während der Rede "erleuchtet" gefühlt. Der Mahdi entschwand 941 n. Chr. aus der nun von einer Bombe zerstörten Moschee von Samarra in die "Entrückung" und wird erst, so der Glaube, kurz vor der Apokalypse zurückkommen, um die Gläubigen zu retten.

Radikale Hojjatiehs in den 50er Jahren gegründet

Die Ideologie der Hojjatiehs - einer radikalen theologischen Gruppierung, die in den 50er Jahren gegründet und 1983 verboten wurde - geht davon aus, dass die Schaffung von Chaos auf Erden, das Erscheinen des Mahdi begünstige. Je mehr sich Terror und Unordnung in der Welt verbreiten würden, umso wahrscheinlicher sei das Eingreifen des Erlösers.

Diese Vorstellung war allerdings nicht im Sinne des iranischen Revolutionsführers Ayatollah Khomeini. Dieser hatte seine Landsleute dazu aufgefordert, alle Anstrengungen zu unternehmen, um das Kommen des Imam-Mahdi "herbeizuarbeiten", aber gleichzeitig vor militanten Aktivisten und "missgeleiteten Laien" gewarnt, die die Welt in ein Chaos versetzen wollten, um das Erscheinen des Mahdi zu beschleunigen.

Auf die Frage der Presse, ob Ahmadinejad Atomwaffen anstrebe, meinte Hajatpour, der sich auf Einladung des Renner-Instituts in Wien aufhielt: "Langfristig strebt der Iran sicherlich auch Atomwaffen an. Immerhin ist der Iran von Ländern umgeben, die Nuklearwaffen besitzen. Aber auch die Idee wirtschaftlicher Unabhängigkeit spielt eine Rolle, der Iran besitzt selbst Uran und will daher einen Reaktor."

Früherer Mullah sieht politische Veränderungen

Trotz der derzeitigen Konflikte ist Hajatpour überzeugt, dass das politische System im Iran vor tief greifenden Änderungen steht: "Wir haben neben der etablierten weltlichen Macht und der religiösen Autorität noch eine dritte Macht im Lande: die Jungen. Sie haben andere Vorstellungen vom Leben als die Mullahs, sie wollen die Wende." Hajatpours Schlussfolgerung: "Ahmadinejad ist eine Episode in der Geschichte des Iran." (APA)