Foto: creativclub
Freitag entschieden die Juries des Creativ Club Austria (CCA), wer Venus- Statuetten für die beste Werbung bekommt. DER STANDARD bat Juryvorsitzende um erste Befunde:

Johannes Krammer (TBWA)/Jury Zeitungsanzeigen: "Die Jury sah nichts Neues, knauserte mit Edelmetall. Sie vermisste kreative Qualität – und medienspezifischen Umgang mit Zeitungsanzeigen, also Aktualität, Spiel mit Formaten. Weder Gold und Silber also, sehr wohl aber für gute kreative Lösungen bei Inseraten für öffentliche Anliegen. In der neuen Kategorie Werbetext waren wir von der Qualität angetan, ein Radiospot darf mit Gold rechnen."

Hans Cepko (Cepko+ Co)/Magazinanzeigen: "Wir haben uns schwer getan, Medaillen zu vergeben. Nur einmal Gold in drei Kategorien ist eher enttäuschend. Die internationalen Einreichungen gingen stark zurück. Sind die nicht dabei, sackt das Niveau ab. Oder 2005 war generell ein schwächeres Jahr."

Eduard Böhler (Wien Nord Pilz)/Plakat, öffentlicher Raum, Nachwuchs: "Österreich liefert immer mehr solide Qualität in der Breite. So waren kaum echte Ausrutscher nach unten dabei, aber auch nur wenige Dinge, vor denen wir auf die Knie gefallen sind. Im Spitzenfeld punkteten Arbeiten, die bei internationalen Wettbewerben Chancen haben."

Bernd Fliesser (Wunderman Frankfurt)/Direktwerbung, Verkaufsförderung: "Die Siegerarbeit in der Direktwerbung ist wieder eine sehr einfache, gelungene Idee. Ich kann mir vorstellen, dass sie auch international mitspielen kann. Insgesamt ging die Qualität hier zurück, in der Verkaufsförderung war sie sehr gut."

Gustav Lohrmann (ORF)/ Corporate Design, Verpackung, Ambient Design: "Ich war etwas enttäuscht und hätte mir aufgrund der vergangenen Jahre mehr erwartet. Im Corporate Design zwei, drei herausragende Arbeiten, viel Durchschnitt. Ambient Design (Geschäftslokal, Messestand) war nicht gut, das wird sich bei den Preisen niederschlagen."

Andreas Putz (Jung von Matt), Radio, Mixed Media: "Das Niveau im Radio steigt, wir hatten fast keine Ausreißer nach unten, bei denen man sich an den Kopf greift. Die Spitze ist wieder dünn. Wir fanden wenige wirkliche Kampagnen über verschiedene Medien."

Andreas Miedaner (Büro X), Foto, Illu, Editorial: "Alles schon gesehen. Gut gemacht, gut exekutiert, aber nicht wirklich etwas, das in Erstaunen versetzt oder zumindest einstimmige Begeisterung entlockt. Mutige Ideen trübte etwa ihre Umsetzung. Wie so oft scheitert der Weg zur Spitze an Kleinigkeiten. Vielleicht waren wir aber auch zu streng mit uns selbst."

Karin Kammlander, Eigenwerbung, Experiment, Medien Design: "Keine Begeisterungsstürme in der Eigenwerbung, aber besser als letztes Jahr. In den anderen Kategorien empfehle ich: Erläuterungen des CCA zu lesen. Da herrscht noch Verwirrung. In der ,Experimentellen Werbung‘ kann man sich austoben, muss keinen Auftraggeber ausweisen. Gratiswerbung für das Blumenstandl in Horn zum Beispiel. Im Medien Design schwache Einreichungen. Ein, zwei durchschnittliche Musikvideos können nicht die Jahresproduktion Österreichs sein!"

Dieter Weidenhofer (FCB), Online, Neue Medien: "Das Niveau war heuer generell sehr schwach. Bei manchen Seiten verstehe ich einfach nicht, warum sie eingereicht werden: funktionell, aber weder innovativ noch originell noch neu, was der CCA fordert." (DER STANDARD; Printausgabe, 27.2.2006)