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Semapedia

An mehr als 1000 Objekten (Gebäuden, Brücken, Kaffeehäusern etc.) dieser Welt hängen derzeit seltsame kleine, schwarz-weiße Schildchen, die entfernt an unausgefüllte Kreuzworträtsel erinnern. Mitunter kommt ein Passant mit einem Kamerahandy daher, fotografiert diese, studiert das Display eingehend und blickt danach mit erhellter Miene auf. Das Ganze ist nicht im Entferntesten so geheimnisvoll wie es klingt, sondern eine pfiffige Idee der mobilen Wissensvermittlung namens Semapedia.

Background

Alexis Rondeau, Wiener Wirtschaftsinformatik-Student mit multinationalem Hintergrund, und der New Yorker Softwarearchitekt Stan Wiechers sind die jungen Väter der Technik, die Informationen überall dort zur Verfügung stellt, wo sich ein Benutzer gerade befinden. Ziel des gemeinnützigen Community-Projekts ist es, Wissenswertes über Sehenswertes direkt mit dem Handy in der freien Internetenzyklopädie Wikipedia nachschlagen zu können bzw. "seinen Informationshunger in der realen Welt zu stillen und nicht nur im stillen Studierzimmerchen", wie es Rondeau ausdrückt.

Grafik: Semapedia

Vorraussetzungen

Technisch läuft das Ganze relativ simpel und unspektakulär ab: Voraussetzung sind ein javafähiges Handy mit Kamera, Internetbrowser und einem speziellen Reader, der von semapedia.org heruntergeladen werden kann. Was dann noch benötigt wird, sind so genannte "Datamatrix Tags", die auf der Website einfach generiert und am Zielobjekt angebracht werden.

Foto: Semapedia

Umwandlung

Dabei handelt es sich um zweidimensionale "Strichcodes", welche mittels des Semacode-Readers (eine Software am Handy) über die Handykamera eingelesen und in eine Internetadresse umgewandelt werden. Diese kann man dann mit am Handy aufrufen. Eine spezielle Software sorgt dafür, dass Wikipedia-Einträge so dargestellt werden, dass sie am kleinen Bildschirm leicht lesbar sind.

Grafik: Semapedia

Vorhandene Technik

"Der Vorteil unserer Lösung gegenüber anderen Technologien der mobilen Datenerfassung wie RFID (Radio Frequency Identification) oder NFC (Near Field Communication) ist, dass einerseits die benötigten Endgeräte dafür bereits zur Verfügung stehen, andererseits für das Ausdrucken der Tags ein Schwarzweiß-Drucker genügt", betont Rondeau. Geräte also, die heutzutage weit verbreitet sind. Dies ist für die Semapedia-Macher wichtig, da das Projekt ähnlich wie Wikipedia Eigendynamik entwickeln soll und möglichst viele Leute daran teilnehmen sollen.

Grafik: Semapedia

"Gutwillig"

Allerdings, appelliert Rondeau an potenzielle Semapedia-Fans, sollten etwaige Tags nicht "mutwillig wie Graffiti", sondern "gutwillig" im Sinne von Wissens(mit)teilung - und nach vorheriger Zustimmung des Eigentümers - an Objekten angebracht werden. Vor allem bei Touristikern hofft Rondeau auf großes Interesse an der Idee.

Foto: Semapedia

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Kostenfragen

Kleiner Wermutstropfen des Online-Wegführers sind derzeit noch die relativ hohen Kosten für mobile Internetverbindungen. "Die vielen Demos am Handy reißen ein deutliches Loch in mein bescheidenes Studentenbudget", gesteht er ein und hofft auf Unterstützung. Zum Beispiel von Mobilfunkbetreibern, die mit Semapedia ihren Kunden einen guten Anreiz bieten könnten, Internet am Handy zu nutzen. Konkreter nächster Schritt ist der Auftritt auf der weltgrößten Computermesse CeBIT in Hannover im März, wo sich Semapedia bei Sun Microsystems, die das Projekt mit einem Server unterstützen, präsentiert. (Karin Tzschentke / DER STANDARD Printausgabe, 28.02.2006)