Japans wirtschaftliches Wachstum und steigende Verbraucherpreise nähren die Erwartung, dass die Zentralbank der zweitgrößten Wirtschaftsnation der Welt ihre jahrelang auf Deflationsbekämpfung ausgerichtete Nullzins-Politik bis zum Jahresende beenden wird. In einem ersten Schritt vor einer Anhebung der Zinsen könnte sie laut Analysten möglicherweise schon im März die in die Wirtschaft gepumpte Liquiditätsschwemme zurückfahren. Als eine Bedingung für ein Ende ihrer äußerst lockeren Geldpolitik sieht die Bank von Japan neben dem Wirtschaftswachstum einen dauerhaften Anstieg der Verbraucherpreise an. Diese waren im November und Dezember um 0,1 Prozent gestiegen.
Die japanische Wirtschaft war im Schlussquartal 2005 dank der gestiegenen Exporte und Konsumausgaben mit einer hochgerechneten Jahresrate von 5,5 Prozent überraschend deutlich gewachsen und hatte damit Europa und die USA übertroffen. Sollte sich der Wachstumstrend bis zum Ende dieses Jahres fortsetzen, wäre es die längste wirtschaftliche Expansionsphase in Japan seit dem Ende des Zweiten Weltkrieges. Dazu tragen die andauernden Produktionszuwächse bei. Wie das Ministerium für Wirtschaft, Handel und Industrie (METI) mitteilte, erwarten die Unternehmen einen weiteren Anstieg im Februar von 0,5 Prozent, gefolgt von einem vorübergehenden Rückgang von 0,7 Prozent in Folge der Routinewartung einiger Chemiefabriken.
Das Wachstum im industriellen Sektor wirkt sich auch auf die Lage am Arbeitsmarkt aus. Im Dezember verringerte sich die Zahl der Arbeitslosen zum Vorjahr um 50.000 auf 2,65 Millionen. Die Arbeitslosenquote sank im Gesamtjahr im Durchschnitt von 4,7 Prozent auf 4,4 Prozent und lag damit so niedrig wie seit 1998 nicht mehr.