Das slowenische öffentlich-rechtliche Rundfunkhaus RTV Slovenija bekommt einen Geschäftsmann ohne journalistische Kenntnisse als Generaldirektor. Der von der rechtsgerichteten Regierungskoalition dominierte 29-köpfige Programmrat des Rundfunks wählte am Dienstag Anton Guzej auf den wohl wichtigsten Medienposten des Landes. Der frühere Direktor der mittlerweile zur österreichischen Raiffeisen gehörenden Marburger Krekova banka war zuletzt Chef einer Autofirma in Cilli (Celje).

Vertrauter von Finanzminister Andrej Bajuk

19 von 27 Stimmen entfielen bei der Wahl auf den Chef von "Avto Celje". Sechs Stimmen erhielt der einstige stellvertretende RTVS-Chef Igor Kadunc. Der bisherige Senderchef, der Journalist Aleks Stakul, kam auf zwei Stimmen. Guzej sagte nach seiner Wahl, er hatte sich eigentlich kaum Chancen ausgerechnet, zumal er die Lage des Unternehmens schlecht kenne.

Guzej gilt als Vertrauter von Finanzminister Andrej Bajuk, der auch Chef der christlichen Volkspartei "Neues Slowenien" (NSi) ist. Der neue RTVS-Generaldirektor beteuert, dass er kein Parteimitglied ist und "politisch neutral" agieren will. Im Allgemeinen wird jedoch angenommen, dass er im Einvernehmen mit der gegenwärtigen rechtsgerichteten Koalitionsregierung agieren werde. In informierten Kreisen erfährt man, man habe sich für den bisher erfolgreichen Geschäftsmann entschlossen, weil man von ihm erwartet, dass er das verschuldete Rundfunkhaus wirtschaftlich auf "grünen Zweig" bringen werde. Tatsächlich nannte Guzej die Verringerung von Kosten als seine wichtigste Aufgabe.

Überraschung

Die Bestellung des in der breiten Öffentlichkeit kaum bekannten Managers stellt eine Überraschung dar. Als potenzielle Nachfolger waren bis zuletzt der Leiter der Informationsabteilung im Außenministerium, Tadej Labernik, und der Reporter des erfolgreichen privaten Fernsehsenders POP-TV Vladimir Vodusek gehandelt worden. Labernik war einer der Gründer der Slowenischen Nachrichtenagentur STA und tat sich vor der politischen Wende als Fernsehjournalist hervor. Beobachter gehen nun davon aus, dass bei der Bestellung des Radio- und Fernsehchefs profiliertere journalistische Persönlichkeiten zum Zug kommen werden.

Jancic ist neuer "Delo"-Chefredakteur

Am Nachmittag wurde auch eine zweite Spitzenposition in der slowenischen Medienlandschaft neu vergeben. Der Aufsichtsrat des "Delo"-Verlags ernannte den Marburger Journalisten Peter Jancic zum neuen Chefredakteur der führenden slowenischen Tageszeitung "Delo". Damit setzte sich die Unternehmensführung über den Willen der "Delo"-Journalisten hinweg, die den bisher als Leiter der Innenpolitik-Redaktion der Marburger Tageszeitung "Vecer" tätigen Jancic abgelehnt hatten. 115 Journalisten sprachen sich gegen Jancic aus, 17 für ihn. Der profilierte Journalist hatte sich vor dem Antritt des konservativen slowenischen Kabinetts im Jahr 2004 unter anderem mit Kritik an der langjährigen linksgerichteten Regierung hervorgetan. (APA)