Aus dem Geldtransporter vor dem Möbelhaus wurden rund eine Million Euro gestohlen

Innsbruck - Nach dem Aufsehen erregenden Diebstahl von rund einer Million Euro aus abgestellten Geldtransporter vor einem Innsbrucker Einrichtungshaus laufen die Ermittlungen des Landeskriminalamtes weiter auf Hochtouren. Bisher sei lediglich ein Hinweis eingegangen, erklärte ein Polizeisprecher. Dieser müsse erst überprüft werden. Die Werttransportfirma stellte klar, dass die beiden Angestellten entgegen den geltenden Vorschriften gehandelt haben. Sie will aus dem Vorfall Konsequenzen ziehen. Der Diebstahl ist der zweitgrößte Coup in der Tiroler Kriminalgeschichte.

Wagen vor Lieferanteneingang versperrt abgestellt

Zu dem Millionencoup war es am Faschingsdienstag gegen 9.00 Uhr bei einem Möbelhaus im Stadtteil Amras gekommen. Zwei Mitarbeiter einer Werttransportfirma hatten den gepanzerten Wagen vor einem Lieferanteneingang versperrt abgestellt, wie sie laut Kripo versicherten.

Dann begaben sie sich in den Tresorraum des Gebäudes. Einer allein hätte das schwere Wechselgeld-Paket nicht tragen können, erläuterte der Kriminalbeamte. Als die beiden Angestellten nach vier Minuten zum Fahrzeug zurückkehrten, bemerkten sie die geöffnete seitliche Schiebetür. Anschließend stellten sie fest, dass aus einer Kiste im Laderaum das gesamte Geld fehlte. Die Banknoten waren für die Zweigstelle der Nationalbank bestimmt. Die Mitarbeiter informierten daraufhin die Geschäftsleitung des Einrichtungshauses. Diese alarmierte die Polizei. Die Täter ließen sogar Geld im Transporter zurück und brachen nur eine Box auf.

Unklar war den Ermittlern vorerst, wie die Unbekannten die angeblich versperrte Wagentüre geöffnet hatten. Man habe keine sichtbaren Aufbruchspuren erkennen können. Dies lasse den Schluss zu, dass die Schiebetür entweder nicht versperrt war oder die Täter über einen widerrechtlich erlangten Schlüssel verfügen.

Wagen darf nicht unbeaufsichtigt bleiben

"Die Routenführung und die Abwicklung entsprechen nicht unserem Sicherheitsstandard", machte der Geschäftsführer der geschädigten Werttransportfirma, Michael Schnabl, deutlich. Gemäß den bestehenden Vorschriften müsse bei derartigen Aufträgen immer ein Mitarbeiter im Transporter bleiben, während ein anderer zum Kunden geht. Dass der Wagen unbeaufsichtigt war, weil das Wechselgeld-Paket für einen zu schwer gewesen sei, sei "kein akzeptabler Grund", sagte Schnabl: "Dann muss man eben zwei Mal gehen." Er beanstandete auch die Fahrtroute, wollte jedoch keine Details nennen.

Zur Frage, ob er die Aussagen der Geldboten, wonach sie die Autotüren versperrt hätten, für glaubwürdig erachte, wollte sich Schnabl nicht äußern. Das Unternehmen will auf Grund des Vorfalles die Sicherheitsvorkehrungen österreichweit überprüfen, um solchen Vorkommnissen künftig vorzubeugen. Einen ähnlichen Fall wie diesen habe es in seiner Firma noch nicht gegeben, meinte Schnabl. Die Mitarbeiter, die laut Landeskriminalamt acht Monate bzw. zwei Jahre bei der Firma tätig sind, wurden vom Dienst freigestellt. "Konsequenzen müssen stattfinden", betonte der Geschäftsführer. Erst nach Ende der Ermittlungen soll über die Maßnahmen entschieden werden. (APA)